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28. März 2025 | 07:00 Uhr
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Nach Insolvenz: "Buurtzorg" nimmt neuen Anlauf

Quartiersbezogen, autonom und vernetzt mit Ärzten und Angehörigen arbeiten – und außerdem nach Zeit abrechnen: Gunnar Sander wollte mit dem niederländischen Buurtzorg die ambulante Pflege in Deutschland beleben. Er ist zunächst gescheitert. Doch gestorben ist die Idee für ihn und seinen stellvertretenden Geschäftsführer Julian Wendland (Foto) nicht. Langsam wollen sie das Konzept wieder aufbauen. Einige Entwicklungen der letzten Zeit dürften ihnen dabei entgegenkommen.

Julian Wendland ist überzeugt, dass die TI und das Pflegekompetenzgesetz Buurtzorg Auftrieb geben werden

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13 Buurtzorg-Standorte mit insgesamt rund 150 Mitarbeitern gab es in Deutschland: in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bremen, Niedersachsen und Bayern. Für fast alle musste "Buurtzorg Deutschland Nachbarschaftspflege" 2022 und 2023 Insolvenz anmelden, nur nicht für den Standort in München: Der floriert mit 28 Mitarbeitern, er besteht seit 50 Jahren und ist gut eingeführt im Markt. Sander hat ihn übernommen, als er 2018 anfing, Buurtzorg in Deutschland aufzubauen.  

Für das Scheitern von Buurtzorg zählte Sander vorige Woche in der Ruhrgebietskonferenz einen Strauß von Gründen auf: Anfangs waren die Vergütungssätze zu niedrig berechnet. Auch die Komplexität und Bürokratie bei der Abrechnung hat eine Rolle gespielt, zumal in Deutschland – anders als in den Niederlanden – fast in jedem Bundesland unterschiedliche Regeln gelten. 

Buurtzorg erfordert von Pflegekräften den Willen zur Autonomie

Hinzu kamen Mentalitätsunterschiede: Die Pflegekräfte in den Teams waren nicht immer von Buurtzoorg überzeugt, das autonome Arbeiten ohne Hierarchien lag nicht jedem. "Wegen des Pflegekräftemangels war es aber auch nicht möglich, gezielt mentalitätsverwandte Kandidaten auszuwählen", sagt Wendland im Gespräch mit Care vor9. "Manche unserer Pflegekräfte waren mit der Selbstorganisation schlicht überfordert. Man darf auch nicht vergessen, dass es in den Niederlanden inzwischen einen Akademisierungsgrad von 40 Prozent gibt. Davon sind wir in Deutschland weit entfernt." Aber auch die Behörden und Gremien der Selbstverwaltung legen Wert darauf, dass es an jedem Standort eine Leitung gibt.           

Digitalisierung, TI und Kompetenzgesetz könnten Buurtzorg befördern 

Trotz aller Widrigkeiten halten Sander und Wendland Buurtzoorg für zukunftsträchtig. Teile davon haben sie in München deshalb auch beibehalten, Vergütung nach Zeit beispielsweise, die Vernetzung und die kürzeren Wege im Unternehmen. "Früher ging beispielsweise viel mehr über meinen Schreibtisch, jetzt tauschen sich die Mitarbeiter besser untereinander aus, es herrscht mehr Kollegialität", sagt Wendland. Bald wollen sie einen Neustart versuchen. Die zunehmende Digitalisierung und die Anbindung der Altenpflege an die Telematikinfrastruktur kommt ihnen dabei entgegen. Aber auch das Pflegestärkungsgesetz, das nun doch sehr wahrscheinlich bald verabschiedet wird. Nicht zuletzt könnte auch der zunehmende Pflegekräftemangel Buurtzorg befördern. "Es wird doch immer deutlicher, dass jetzt innovative Systeme gefragt sind", sagt Wendland.

Kirsten Gaede

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