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31. März 2025 | 19:41 Uhr
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Pflegeanbieter Kenbi wird für Investoren zum Millionen-Grab

Der Hype um das Start-up ist vorbei: 60 Millionen Euro hatte der ambulante Pflegeanbieter Kenbi seit seiner Gründung 2019 von Investoren eingesammelt und damit ambulante Pflegedienste aufgebaut, insolvente Wettbewerber gekauft und Software für die Pflege entwickelt. Jetzt hat die Kenbi GmbH mit Sitz in Berlin selbst Antrag auf Insolvenz gestellt. Wie es weitergeht, ist offen. Laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter Gregor Bräuer ist eine Sanierung angedacht.

Kenbi war mit 60 Millionen Kapital ausgestattet und ist nun insolvent

Kenbi ist in den vergangenen zwei Jahren durch spektakuläre Übernahmen in der Altenpflegebranche aufgefallen: Ende 2023 übernahm das Berliner Unternehmen Lioncare mit 14 Standorten und insgesamt 2.200 Kunden, im Sommer 2024 dann die Liebeskind Care plus und Liebeskind Care Iserlohn mit insgesamt rund 100 Mitarbeitern und 700 Kunden.

So ist das recht junge Unternehmen innerhalb von fünf Jahren rasant gewachsen: Heute betreut Kenbi rund 2.500 Pflegebedürftige an rund 50 Standorten in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Brandenburg. Voriges Jahr beschäftigte Kenbi nach eigenen Angaben über 1.000 Pflegefachkräfte, dazu 80 Mitarbeiter in der Zentrale und 35 IT-Spezialisten. Aktuell seien noch 850 Mitarbeiter bei Kenbi beschäftigt, so der Insolvenzverwalter.

Auch Kenbi stehe infolge der angespannten Situation in der Pflegebranche unter Druck. "So sind in den letzten Jahren sowohl die Personal- als auch die Sach- und Energiekosten in der Pflege massiv gestiegen", so der vorläufige Insolvenzverwalter Bräuer. "Zuvor hatten bereits die Auswirkungen der Corona-Pandemie die wirtschaftlichen Reserven aufgezehrt."

Die IT-Entwicklung hat Kenbi bereits aufgegeben 

IT-Spezialisten brauchte Kenbi für die Entwicklung eigener digitaler Tools. Doch dieses "kapitalintensive" Geschäftsfeld, wie der Insolvenzverwalter es formuliert, hat Kenbi schon im Januar eingestellt. Jetzt will sich das Unternehmen auf das Kerngeschäft Pflege konzentrieren. Dieser Schritt sei Teil des Restrukturierungsprogramms, das seit einigen Monaten laufe.

In den nächsten Tagen will sich der vorläufige Insolvenzverwalter "in enger Abstimmung mit der Geschäftsführung und den Gläubigern ein genaues Bild der wirtschaftlichen Lage" machen und die Sanierungsoptionen prüfen. Denkbar sei etwa der Einstieg von neuen Investoren oder ein Vergleich mit den Gläubigern. Das Geschäft laufe ohne Einschränkungen weiter. Durch das Insolvenzgeld sind die Gehälter für drei Monate gesichert.

Die drei Kenbi-Gründer hatten bis September 2024 mehr als 60 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. Zu den Investoren zählen die SPFF Holding, das Family-Office der Familie Flick aus Österreich und Helsana, ein führendes Krankenversicherungsunternehmen in der Schweiz.

 Kirsten Gaede

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