Pflegegruppe Argentum geht in die Insolvenz
Erneut beschreitet ein großer Pflegekonzern den Weg zum Amtsgericht: Diesmal trifft es Argentum mit 2.800 Mitarbeitern und bundesweit 40 Standorten. Alle vier Holdinggesellschaften haben am 1. April beim Amtsgericht Bad Homburg Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Das Unternehmen will sich in einem Sanierungsprozess neu aufstellen. Der Geschäftsbetrieb läuft zunächst uneingeschränkt weiter.

AG Bad Homburg
Beim Amtsgericht im hessischen Bad Homburg hat Argentum Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt
Nach Mitteilung von Argentum hat das Amtsgericht den Anträgen stattgegeben und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Zum vorläufigen Sachwalter wurde der sanierungserfahrene Rechtsanwalt Lucas Flöther bestellt. Er hat die Aufgabe, die Geschäftsführung während des gesamten Sanierungsverfahrens zu kontrollieren und die Interessen der Gläubiger zu wahren.
Sanierungsgeschäftsführer berufen
Unterstützt wird Argentum bei der Sanierung von der Wirtschaftskanzlei K&L Gates. Deren Partner Georg Bernsau und Nadja Raiß sowie der Restrukturierungsexperte Ansgar Schröder wurden zu zusätzlichen Sanierungsgeschäftsführern bestellt. "In den kommenden Wochen werden wir Gespräche mit allen wesentlichen Beteiligten aufnehmen und auf dieser Basis unsere Pläne zur Neuaufstellung der Argentum vorantreiben", so Sanierungsgeschäftsführer Bernsau.
Die Sanierungsgeschäftsführer stehen übergangsweise der Argentum-Führung zur Seite. Bislang wird die Gruppe von drei Geschäftsführern geleitet. Volker Robert Hippler ist CEO und als Geschäftsführer seit einem Jahr im Amt. Jens Brettschneider kam 2022 von Orpea als Geschäftsführer zu Argentum. Michael Dillmann ist seit einem Jahr als CFO für die Finanzen der Unternehmensgruppe verantwortlich.
Als Gründe für die Schieflage von Argentum führt das Unternehmen die bekannten Probleme der Branche auf. "Die Pflegebranche steht gegenwärtig vor großen Herausforderungen wie Fachkräftemangel, steigenden Betriebskosten, bürokratischen Hürden und unzureichender Finanzierung, mit denen sich auch die Argentum Pflege Gruppe konfrontiert sieht", heißt es in einer Mitteilung.
Manche Argentum-Töchter in der Regelinsolvenz
Voraussichtlich werden nicht alle Argentum-Gesellschaften erhalten bleiben. "Da bei einigen operativen Gesellschaften die rechtlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für ein Eigenverwaltungsverfahren nicht gegeben waren, wurde für diese die Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens beantragt", heißt es bei Argentum. Das betrifft etwa die Häuser Erbach und Bad König im Odenwald. Andere operative Gesellschaften werden außerhalb eines Verfahrens fortgeführt.
Die Argentum Pflegegruppe ist mit rund 2.800 Mitarbeitern an über 40 Standorten aktiv. Dort werden rund 3.100 Menschen gepflegt. Darüber hinaus betreibt die Gruppe rund 300 Einheiten im Bereich Betreutes Wohnen. Damit zählt Argentum zu den führenden Betreibern von Senioreneinrichtungen in Deutschland. Das Leistungsportfolio umfasst vollstationäre Pflege, Betreutes Wohnen sowie Kurzzeit- und Haushaltspflege.
Thomas Hartung