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14. Juli 2023 | 07:00 Uhr
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Hitzeschutz ist in der Pflege noch die Ausnahme

Wir erleben den heißesten Juli, seit es Wetteraufzeichnungen gibt, und solche Wetterextreme dürften immer häufiger auftreten. Obwohl Hitze für alte und kranke Menschen, aber auch für Pflegende gefährlich werden kann, haben nur die wenigsten Einrichtungen einen Hitzeschutzplan. Dies zeigt eine Umfrage der Pflegekammer Rheinland-Pfalz, an der fast 900 Beschäftigte teilgenommen haben.

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Hitzeschutz ist in vielen Pflegeeinrichtungen noch ein Fremdwort

Das Ergebnis der Umfrage zeigt, dass sich die wenigsten Einrichtungen mit der Problematik Hitze bisher auseinandergesetzt haben. Nur sechs Prozent der Befragten berichten von einem Hitzemaßnahmenplan in ihrer Einrichtung, gerade mal ein Prozent haben einen Hitzebeauftragen. Dagegen sagen 57 Prozent, es gibt keins von beiden, 34 Prozent wissen nichts davon. Zwar kommen neun von zehn Umfrageteilnehmer aus Rheinland-Pfalz oder Nordrhein-Westfalen, der Status quo in anderen Bundesländern dürfte aber kaum besser sein.

Mit fehlenden Thermometern fängt es an

Es hakt schon bei den kleinen Dingen. So gibt es in den meisten Einrichtungen kaum sichtbar aufgestellte Thermometer. Nur zwölf Prozent beantworteten die Frage danach mit ja. Zusätzliche Pausen bei Hitze sind zwar lediglich bei 15 Prozent der Pflegenden verboten, doch weitere 55 Prozent sagen, zusätzliche Pausen seien schlicht nicht möglich. 

Dabei geben 80 Prozent der Befragten an, dass sie besonders zu hitzebedingten Beschwerden wie Beinschwellungen, Schwindel oder Kopfschmerzen neigen. Und mehr als 60 Prozent schaffen es selten oder nie, während der Arbeitszeit ausreichend zu trinken. Und das, obwohl 64 Prozent sagen, sie erhalten an Hitzetagen kostenlose Getränke. Klimaanlagen und Ventilatoren kühlen nur jeden dritten Arbeitsplatz.

Hitzeschutzmaßnahmen für Pflegebedürftige fehlen

Problematisch erscheint auch der Umgang mit den Pflegebedürftigen. Nur etwas mehr als die Hälfte der Pflegekräfte gibt an, sicherstellen zu können, dass die ihnen anvertrauten Menschen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Zwei Drittel räumen ein, dass bei ihnen keine Maßnahmen ergriffen werden, um Menschen mit Pflegebedarf mit besonderem Risiko für hitzebedingte Gesundheitsprobleme zu identifizieren.

Angesichts der aktuellen Temperaturen äußert der Präsident der Pflegekammer Rheinland-Pfalz, Markus Mai, Kritik an Ländern und Bund. "Der Hitzeaktionsplan bleibt bisher ein Impulspapier und ist zu wenig, da der Sommer bereits angebrochen ist. Wir benötigen schnelle und effektive Maßnahmen, um die Betroffenen zu schützen." Es müssten verbindliche Regeln für Arbeitgeber gelten und Anreize geschaffen werden, in Hitzeschutz zu investieren.

Arbeitgeber sind gefordert

Die Arbeitgeber sollten ausreichend Wasser und anderen Getränke sowie leichtere und atmungsaktiverer Schutzkleidung und klimatisierte Pausenräume bereitstellen. Sinnvoll sei es, Schichtpläne anzupassen und Arbeit, wo immer es geht, in kühlere Stunden des Tages zu verlagern. Außerdem sollte es Fortbildung zum Hitzeschutz geben. 

Thomas Hartung

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