Sieben Tipps für Kommunikation mit ausländischen Pflegenden
Immer wieder beklagen sich Pflegekräfte über die oft holprige Kommunikation mit ausländischen Kollegen. Wie können Führungskräfte reagieren? Als kurzfristige Maßnahme empfiehlt Petra Rahn, Geschäftsführerin von Lingocare, ein Sieben-Punkte-Programm. Das stellt die Leitung am besten in einer kleinen Schulungseinheit vor oder nach der Übergabe, gern begleitet von ein paar Übungen – und vielleicht auch einem Handout für die Kitteltasche oder zum Aufhängen.
Tipp 1: Seien Sie aufmerksam. Achten Sie darauf, langsam und deutlich zu sprechen und schauen Sie Ihr Gegenüber beim Sprechen an. So erkennen Sie auch, ob Sie verstanden wurden. Außerdem: Teilen Sie wichtige Informationen nicht im Vorbeigehen mit; verschlucken Sie keine Silben; achten Sie auch in der Gruppe darauf, deutlich zu sprechen; beobachten Sie sich selbst und überlegen Sie, ob Sie sich selbst verstehen würden, wenn Sie Ausländer wären.
Tipp 2: Sprechen Sie langsamer, nicht lauter. Hat ein Muttersprachler das Gefühl, dass sein Gegenüber ihn nicht versteht, neigt er dazu lauter zu sprechen. Doch besser ist, langsamer zu sprechen, denn es geht für das Gegenüber darum, den Sinn des Gesagten zu erfassen.
Tipp 3: Klare Sätze formulieren. Vermeiden Sie passive Sätze. Nicht: "Der Blutdruck muss zweimal täglich gemessen werden." Besser: "Miss den Blutdruck zweimal täglich." Verben nicht nominalisieren, das erschwert das Verständnis enorm. Also nicht: "Ich kümmere mich jetzt um das Stellen der Medikamente", sondern: "Ich stelle jetzt die Medikamente". Nicht: "Hat sich schon jemand um die Wundversorgung gekümmert?" Sondern: "Hat schon jemand die Wunde versorgt?" Ganz wichtig ist auch, versteckte (doppelte) Verneinungen wegzulassen. Also nicht: "Herr Müller zählt nicht zu den Patienten, bei denen nicht dreimal täglich Blutdruck gemessen werden muss. Außerdem: Vermeiden Sie lange Schachtelsätze.
Tipp 4: Seien Sie geduldig. Wiederholen Sie Ihre Aussage, wenn immer Ihr Gegenüber fragend oder unsicher schaut und planen Sie Zeit für Fragen ein.
Tipp 5: Effektiv verbessern. Wenn Sie Ihr Gegenüber korrigieren, dann wiederholen Sie den Fehler nicht, sondern sagen Sie, wie es richtig heißt.
Tipp 6: Verknappung vermeiden. Bitte nicht die Sätze verkürzen! Sagen Sie "Wenn Patienten verlegt werden, dann bleiben die Betten auf Station." Und nicht: "Werden Patienten verlegt, bleiben die Betten auf Station." Lassen Sie in Ihren Sätzen wenig (am besten keinen) Interpretationsspielraum. Nennen Sie zum Beispiel immer die handelnden Personen, verzichten Sie auf Pronomen (sie, er, es), machen Sie die Bezüge deutlich, vermeiden Sie unklare Ortsangaben (da, dort).
Tipp 7: Setzen Sie auf Read-back. Gewöhnen Sie sich am besten mit allen Ihren Kollegen das Read-back an. Das bedeutet: Alle Informationen, die Behandlung und Medikation et cetera betreffen, werden von demjenigen, der sie empfängt (mit eigenen Worten) wiederholt. So vermeidet man Missverständnisse, die die Patientensicherheit gefährden. Das Read-back stammt aus der Luftfahrt, wird aber auch in immer mehr Krankenhäusern praktiziert.
Kirsten Gaede