Heimchefs kennen oft die Bedürfnisse der Pflegekräfte nicht
Ein großer Teil der Pflegekräfte wünscht sich mehr Wertschätzung, ein besseres Management und mehr Unterstützung bei aggressivem Verhalten, etwa von demenzkranken Bewohnern. Einrichtungsleitungen hingegen versuchen oft, Pflegekräfte mit Weiterbildung und langfristiger Linderung der Personalnot zu binden. Dies ist das Ergebnis des Pflegebarometers Dezember 2024 des Personaldienstleisters Medwing, der dafür mehrere tausend Pflegekräfte befragt hat.
In der Online-Befragung hat sich gezeigt, dass 40 Prozent der Pflegekräfte, die in Alten- oder Pflegeheimen arbeiten, unzufrieden bis sehr unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation sind. Das erkläre auch, warum 30 Prozent aller Pflegekräfte – Krankenpflegekräfte eingeschlossen – aktiv planen, ihren Arbeitgeber in den nächsten sechs Monaten zu verlassen und 26 Prozent immerhin darüber nachdenken.
Denn laut Medwing-Befragung wünschen sie sich:
- bessere Bezahlung und Leistungen (57%)
- bessere Arbeitsbedingungen (48%)
- mehr Work-Life-Balance (33%)
- mehr Wertschätzung (33%)
- besseres Management (28%)
- ein angenehmeres Arbeitsklima (25%)
Pflegekräfte beklagten vor allem:
- hohen Arbeitsdruck (56%)
- starke emotionale Belastung oft durch Gewalt, Aggression oder fehlende Unterstützung im Arbeitsalltag (49%)
- physische Belastungen (48%)
Pflegekräfte legen demnach – abgesehen von Gehalt und Arbeitsbedingungen – Wert auf zwischenmenschliche Aspekte wie Führung, Wertschätzung und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, so die Schlussfolgerung von Medwing.
Einrichtungsleitungen aber setzten vermehrt auf strategische Ansätze wie Weiterbildung oder langfristige Personalplanung. "Diese Unterschiede in der Priorisierung verstärken die Unzufriedenheit, da die dringenden Bedürfnisse der Pflegekräfte oft nicht ausreichend adressiert werden", heißt es im Pflegebarometer.
Hier einige Zitate von Pflegekräften aus den Freitextfeldern, die die Unzufriedenheit konkretisieren:
- "Ich brauche mehr Flexibilität, um mein Berufs- und Privatleben in Einklang zu bringen"
- "Es ist zu viel Stress und zu wenig Unterstützung durch die Leitung"
- "Hohe psychische Belastung durch verbale und handgreifliche Übergriffe durch Demenzkranke"
- "Es fehlt der Rückenschutz bei extrem aggressivem Verhalten der Patienten"
- "Ein gut funktionierendes Management ist auch im Gesundheitswesen wichtig. Darauf sollte vielmehr der Fokus gerichtet werden, als auf den angeblichen Pflegenotstand. Wenn Mitarbeiter ordentlich geführt werden, kann man so viel erreichen. Leider wird das häufig vergessen"
An der Befragung haben laut Medwing 3.048 "in der Gesundheitsbranche tätige Personen" teilgenommen, darunter zum größten Teil Kranken- und Altenpflegefachkräfte, aber auch Auszubildende, Altenpflegehelfer und -hilfskräfte sowie Leistungskräfte.
Kirsten Gaede