Mehr Personal durch die Vier-Tage-Woche?
Wenn es in der Pflege massiv an Fachkräften mangelt und der demografische Wandel das Problem verschärft, muss der Beruf attraktiver werden, schreibt Rechtsdepesche-Autorin Desiree Gorges. Ein viel diskutiertes Werkzeug hierfür ist die Vier-Tage-Woche. Dabei muss nicht zwangsläufig die Wochenarbeitszeit reduziert werden, was einem Anstieg des Stundenlohns gleichkäme. Die zahlreichen Pilotversuche und Experimente belegen: Es kommt auf die individuelle Ausgestaltung an.
Das Klinikum Bielefeld hat in einem Pilotversuch zur Vier-Tage-Woche die tägliche Arbeitszeit von 7,33 auf neun Stunden erhöht. Wegen der guten Resonanz wurde das System bereits vor Ablauf des Projekts auf allen Stationen eingeführt. Im DRK-Kreisverband Sangerhausen wurde die Vier-Tage-Woche bei Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich eingeführt. Dies war möglich, weil ein Drittel der Arbeitszeit für Schreibtischarbeit verwendet werden musste. Durch die Digitalisierung von Aufgaben konnte dieser Anteil reduziert werden, schreibt Rechtsdepesche.
Pro und Contra Vier-Tage-Woche
Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse aus Versuchen und Projekten spricht für die Vier-Tage-Woche eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und eine Verbesserung der Pflegequalität. Negativ schlagen zu Buche, erhöhter Stress durch längere Arbeitszeiten und eine schwierigere Dienstplangestaltung. Autorin Desiree Gorges kommt zum Schluss, dass sich die Vier-Tage-Woche grundsätzlich positiv auf Mitarbeitergewinnung, ‑zufriedenheit und ‑bindung auswirkt, dabei aber der individuellen Ausgestaltung eine entscheidende Rolle zukommt.