Exoskelette lindern Rückenschmerzen bei älteren Pflegenden
Exoskelette (Foto) können bei älteren Pflegekräften Rückenschmerzen reduzieren oder sogar völlig verschwinden lassen. Das zeigt eine Anwendungsstudie der Diakonie Stiftung Salem in Minden in Kooperation mit dem Dachverband der Krankenkasse BKK. Teilgenommen haben elf weibliche Pflegekräfte mit einem Durchschnittsalter von 51 Jahren. Eine von ihnen hatte bereits eine Wirbelsäulen-OP hinter sich und bekommt nun von ihrem Reha-Kostenträger dauerhaft ein Exoskelett gestellt.
Wenn die Pflegebranche über die körperliche Belastung des Pflegeberufs diskutiert, dauert es meistens nicht lange, bis jemand mit großem Enthusiasmus auf Exoskelette zu sprechen kommt. Da stellt sich die Frage, warum sie nicht längst viel mehr verbreitet sind. Der entscheidende Grund: Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich bisher nicht belegt. "Es besteht keine ausreichende Evidenz zum Einsatz von Exoskeletten bei Beschäftigten mit Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden oder Schmerzen der Muskulatur und umgebenden Strukturen hinsichtlich einer Symptomlinderung oder Vorbeugung einer Symptomverschlimmerung", heißt es in Exoskelett-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin. Gleiches gelte für die Prävention für von Rückenschmerzen mit Exoskeletten.
Der BKK Dachverband will das ändern und hat nun zusammen mit der Diakonie Stiftung Salem einen Schritt unternommen, um die positive Wirkung von Exoskeletten nachzuweisen. 22 weibliche Pflegekräfte haben sich auf einen Aufruf hin zur Teilnahme gemeldet, elf von ihnen sind am Ende tatsächlich dabei geblieben und haben das Exoskelett 75 Tage getestet. Ihr Fazit:
- Die Schmerzen in der Lendenwirbelsäule haben sich reduziert.
- Die Schmerzmittel konnten verringert oder ganz weggelassen werden.
- Der positive Effekt ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich Haltung und Bewegungsmuster verbessern – es scheint weniger an den elastischen Bändern des Exoskeletts zu liegen.
- Sie nehmen nicht mehr rückenbelastende Haltungen ein, um Arbeitsmittel zu erreichen, lieber nehmen sie längere Laufwege auf sich.
- Wenn sie das Exoskelett während der Arbeit nicht tragen, treten die alten Beschwerden wieder auf. Ein Trainingseffekt durch dauerhafte Nutzung scheint es also nicht zu geben, heißt es beim BKK Dachverband.
- Die Nachteile des Exoskeletts: Man schwitzt leicht an den Stellen, an denen es aufliegt; das Duschen der Bewohner ist mühsamer, weil es nicht gut möglich ist, mit dem Exoskelett tief in die Hocke zu gehen.
Ein Reha-Träger sagt: Exoskelett trägt "signifikant zur Entlastung der Wirbelsäule bei"
Vier von fünf Teilnehmern sagten, sie würden das Exoskelett sofort weiternutzen. Eine der Teilnehmerinnen, die zuvor stark unter Rückenschmerzen gelitten und schon eine Wirbelsäulen-OP hinter sich hatte, bekommt nun das Exoskelett von Ihrem Reha-Träger finanziert: "Wir haben uns persönlich davon überzeugt und von der Angestellten bestätigt bekommen, dass der Einsatz des Exoskeletts signifikant zur Entlastung der Wirbelsäule im Pflegealltag beiträgt", zitiert der BKK Dachverband den Kostenträger.
Neben dem BKK Dachverband und der Diakonie Stiftung Salem waren die Technische Universität Chemnitz für das Innovationsmanagement und Wohnexperium für den arbeitswissenschaftlichen Teil der Studie beteiligt.
Kirsten Gaede