Malteser starten Pilotprojekt für Demenz-Betreuung zu Hause
Unterstützung für Demenzkranke und ihre Familien zu Hause bieten die Malteser mit einem Pilotprojekt in Baden-Württemberg. Im Ostalbkreis soll erforscht werden, wie eine spezialisierte Begleitung durch Pflege, Medizin, Psychologie und Sozialarbeit Leid für die Betroffenen, Überforderung der Angehörigen und Krankenhauseinweisungen reduzieren können. Bei Erfolg könnte dieser Service zur Kassenleistung werden.
In den eigenen vier Wänden fehlt es Menschen mit einer Demenz und ihren Familien häufig an Beratung und passgenauer ambulanter Unterstützung, sagt Pflegewissenschaftlerin und Soziologin, Doris Arnold. Dadurch gehe der Abbau ihrer kognitiven Fähigkeiten schneller voran, die Angehörigen gerieten eher in Überlastungssituationen und stationären Aufenthalten im Krankenhaus oder im Pflegeheim werde Vorschub geleistet.
Dem wollen Arnold und die Malteser mit ambulanter Begleitung entgegenwirken. Das Modellprojekt hat nun in Ellwangen im Ostalbkreis begonnen. Dabei begleiten Fachberater für Demenz betroffenen Familien über einen längeren Zeitraum und analysieren zusammen mit einem interdisziplinären Team aus Hausärzten, Psychotherapeuten, Pflegekräften und Sozialarbeitern die individuelle Problematik der betroffenen Person und ihrer Familie.
Die Fachberater werden in einem Zertifikatskurs auf ihre Aufgabe vorbereitet. Der Lehrgang auf wissenschaftlichem Niveau versteht sich als Weiterbildung für Pflegefachkräfte und Sozialarbeiter. Er wird von der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen angeboten. Zwei angehende Fachberaterinnen arbeiten bereits in dem Modellprojekt in Ellwangen mit.
Bei der Auswahl des Standorts fiel die Wahl auf den Ostalbkreis, weil die Malteser dort bereits zahlreiche Hilfen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen anbieten. Dazu gehören das Café Malta, eine Einrichtung in der Demenzkranke für einige Stunden in auf sie abgestimmter Umgebung begleitet werden. Außerdem versorgt der ambulante Pflegedienst hunderte Menschen mit kognitiven Einschränkungen durch Demenz.
Im Frühjahr 2025 wird das Pilotprojekt abgeschlossen. Bei Erfolg könnten die Leistungen dauerhaft von den Kassen finanziert werden. Bis dahin bleibt die Demenzversorgung zu erheblichen Teilen auf Spenden angewiesen.
Thomas Hartung