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4. August 2024 | 22:41 Uhr
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Die "stambulante" Pflege und der Frust über Versprechungen

"Wir werden das Pflegekompetenzgesetz noch vor der Sommerpause vorlegen", versprach Gesundheitsminister Karl Lauterbach noch im März. Doch das ist immer noch nicht in Sicht. Die "stambulante" Pflege als dritte Versorgungsform sollte in dem Gesetz verankert werden und der Frust beim Erfinder dieses Konzepts, dem Benevit-Gründer Kaspar Pfister (Foto) sitzt tief. Er hat im Vertrauen auf die Zusagen aus Berlin Millionen investiert. Die erneute Warteschleife bedeutet zudem, dass acht Pflegeeinrichtungen nicht gebaut werden.

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Kaspar Pfister ist von den Versprechungen des Gesundheitsministeriums, sein stambulantes System zur Regelleistung zu machen, enttäuscht

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Im März war die Freude groß. Endlich sollte die von Benevit-Chef Pfister entwickelte stambulante Pflege den Segen aus Berlin bekommen und neben stationär und ambulant als dritte Versorgungsform anerkannt werden. Acht Jahre schon gibt es eine Modelleinrichtung in Whyl, die jedes Jahr aufs Neue um Anerkennung kämpfen muss. Mit dem Pflegekompetenzgesetz, das der Bundesgesundheitsminister vor der Sommerpause vorlegen wollte, sollte die Pilotphase ein Ende haben. Doch Lauterbach hat nicht geliefert.

Gesetz hängt in der Abstimmung zwischen den Ministerien

Es gibt nicht einmal einen Entwurf für das Gesetz, und im Kabinett wurde es auch noch nicht behandelt. Der Badischen Zeitung (Abo) bestätigt das Bundesgesundheitsministerium, dass der Gesetzesentwurf aktuell innerhalb der Bundesregierung abgestimmt werde. Wie lange die Vorabstimmung noch dauere, wann das Kabinett etwas beschließe und was im Bundestag daraus werde, bleibe offen, so die Zeitung.

Für Benevit-Chef Pfister ist die Hängepartie frustrierend. "Ich will nicht noch eine Verlängerung als Modellprojekt. Das kann ich auch meinen Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern nicht zumuten. Die wollen wissen, wie es für sie weitergeht", sagte er im Mai im Interview mit Care vor9. "Wir brauchen im Sommer eine Entscheidung." Zudem stünden viele Kommunen in den Startlöchern für den Bau stambulanter Einrichtungen. Davon betroffen ist auch eine geplante stambulante Benevit-Pflegeeinrichtung in Biederbach im Schwarzwald. "Ohne Rechtssicherheit werden wir in Biederbach nicht investieren", stellt Pfister klar.

"Ich habe der Politik vertraut und wurde enttäuscht"

"Fakt ist, dass ich bereits zwei Projekte gebaut und über 16 Millionen Euro investiert habe, weil ich den Versprechungen der Politik vertraut habe – und ich wurde enttäuscht", so Pfister auf Nachfrage von Care vor9. Acht weitere Einrichtungen mit rund 65 Millionen Investitionsvolumen und Platz für rund 480 pflegebedürftige Menschen hingen in Warteschleife und würden dringend gebraucht. "Ich realisiere die Projekte, wenn ich darf und das Dürfen liegt in der Hand der Politik! Aber die Zeit wird knapp."

Für Pfister ist das Hinhalten bitter. Denn nicht nur er weiß, dass sein stambulantes Konzept funktioniert. Ein 250 Seiten starkes Gutachten des Iges-Instituts im Auftrag des Spitzenverbands der Krankenkassen belegt die Vorteile in der Praxis. Das Stambulant-Modell spart Geld und Personal, ohne Abstriche bei der Qualität – und das bei geringeren Eigenanteilen für die Bewohner. 

Beim stambulanten Konzept von Benevit leben die Menschen in mehreren Hausgemeinschaften und unter einem Dach zusammen. Die WGs sind autark, jede hat zum Beispiel eine Küche. "Die Bewohner sind in Haushaltstätigkeiten eingebunden – jeder wie er kann und will", erklärt Pfister sein stambulantes Konzept. "Es gibt in jeder WG fest anwesendes Stammpersonal und insgesamt eine 24 Stundenpräsenz von Pflegefachkräften." Auch Angehörige übernehmen verantwortlich Aufgaben.

Thomas Hartung

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