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6. April 2025 | 18:05 Uhr
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Benevit stoppt Pläne für Pflegeschule wegen starker AfD

Eigentlich wollte Benevit-Chef Kaspar Pfister (Foto) in Albstadt südlich von Tübingen eine Pflegeschule bauen, in der junge Menschen aus aller Welt zu Pflegekräften ausgebildet werden sollten. 70 bis 80 Plätze waren geplant, dazu eine Kindertagesstätte. Das Ganze sollte ein Integrationsprojekt in Zusammenarbeit mit der Kommune werden. Jetzt hat Benevit das Zehn-Millionen-Projekt gestoppt. Der hohe AfD-Wähleranteil von 37 Prozent ist ein Grund – aber nicht der einzige.

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Benevit-Geschaftsführer Kaspar Pfister gibt seine Pläne für eine Pflegeschule in Albstadt wegen starker AfD und "fehlender Rechtsicherheit" auf

Pfister befürchtet, dass die jungen Zuwanderer im Albstädter 5.500-Seelen-Stadtteil Onstmettingen nicht akzeptiert würden. Darüber hat sogar die Bild-Zeitung berichtet. "Es gab schon konkrete Planungen, die mit den kommunalen Gremien diskutiert werden sollten. Doch ich habe das Projekt beendet. Wir werden in Albstadt weder eine Pflegefachschule noch eine Kita bauen", sagt Pfister gegenüber Care vor9.

Die Pflegeschule will Pfister aber auch nicht woanders bauen lassen. Im Moment fehle ihm die Rechtssicherheit. "Man weiß ja gar nicht, wohin die Reise in der Pflegepolitik geht, welche Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren gelten. Seit Ewigkeiten wird immer wieder von der 'großen Pflegereform' gesprochen, jetzt wieder im Papier der Koalitions-AG Pflege sind Änderungen im Detail gekommen, weit entfernt von einer dringend notwendigen Reform", so Pfister.

"Ich brauche Stabilität und Rechtssicherheit"

In dem Papier heißt es auch, dass die stambulante Versorgung als Modell ermöglicht werden soll, von Regelleistung ist noch immer nicht die Rede. "Wir betreiben das schon seit fast neun Jahren, wurden mehrfach wissenschaftlich evaluiert. Ist das das Tempo für Innovation in Deutschland? Ich werde erst einmal abwarten, ob das wirklich alles passiert, ob eine große Reform kommt und was sich dann an den Rahmenbedingungen ändert. Denn für eine Investition brauche ich Stabilität, Verlässlichkeit und Rechtssicherheit."

Stambulante Versorgung ist nur in der Gemeinde Wyhl Regelleistung    

Die stambulante Pflege überwindet die starren Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Pflege. In Wohngruppen arbeiten Bewohner, Pflegekräfte und Angehörige gemeinsam an der Versorgung, kochen gemeinsam in der WG-eigenen Küche und kümmern sich um die Wäsche. Das senkt nachweislich Kosten und erhöht die Qualität. Das Institut Iges in Berlin kam schon 2023 in einer Evaluation zu dem Schluss, dass das stambulante Konzept ins SGB XI als Versorgungsform aufgenommen werden sollte. Auftraggeber der Evaluation waren der GKV Spitzenverband in Abstimmung mit dem Bundesgesundheitsministerium.

Bisher gibt es die stambulante Versorgung nur im Benevit-Haus in Wyhl an der französischen Grenze. Dank einer pragmatischen Lösung auf Landesebene darf es dauerhaft fortgesetzt werden. Das Sozialministerium Baden-Württemberg und die Landesverbände der Kranken- und Pflegekassen haben dem Vorhaben zugestimmt.       

Kirsten Gaede

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