"Wir müssen Integrationsprofis werden"
Die Integration von internationalen Fachkräften in der Pflege ist eine große Aufgabe, die kaum von einzelnen Pflegeeinrichtungen zu stemmen sei, sagt Silke Gerling vom Diakoniewerk Essen. Sie sprach auf dem ersten Integrationsgipfel, den die Ruhrgebietskonferenz Pflege online mit rund 70 Teilnehmern veranstaltete. Drei Projekten aus der Praxis zeigten Lösungen auf, darunter die Arbeit einer Vermittlungsagentur für Mitarbeiter aus Indien, die auch die Kosten für ihre Dienste benannte.
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Sarina Theyßen von der Vermittlungsagentur German Application Center (GAC) berichtete vom Vorgehen ihres Unternehmens, Pflegekräfte aus Indien anzuwerben. Dabei beschrieb sei einen umfassenden Prozess, der in Indien beginnt, wo Interessenten über den Pflegeberuf und das Leben in Deutschland informiert werden. Einjährige Sprachkurse vor Ort bis zum Level B2, mit der Möglichkeit zur Aufstockung auf C1, sollen die künftigen Pflegekräfte vorbereiten.
Aktuell gibt es dafür rund 1.000 eingeschriebene Schüler in Indien. Vorstellungsgespräche mit Arbeitgebern in Deutschland finden via Zoom statt. Die Agentur verlangt für die Vermittlung einer Pflegefachkraft 9.000 Euro und für einen Auszubildenden 1.500 Euro. Darin enthalten sind Flugticket, Visum, Abholung vom Flughafen und rund 700 Euro für Behördengebühren in Deutschland. Die Fachkräfte und Azubis leisten keine Zahlung an die Agentur.
Integration von Interessenten aus dem Ausland
"Zukunftswerk Leben und Gesundheit" heißt das Projekt des Evangelischen Johanneswerks, das Henning Cramer vorstellte. Ziel des Vorhabens ist die Integration von ausländischen Auszubildenden in die Schule, Einrichtungen und das soziale Leben in Deutschland. In erster Linie geht es dabei um das Herkunftsland Türkei. Hierfür sollen dauerhafte Strukturen zur Rekrutierung aus dem Land aufgebaut und zwei weitere Ziele erreicht werden: die Ausbildung von Menschen mit Migrationshintergrund und die Qualifizierung des Johanneswerks als Integrationsprofi.
Das Vorgehen des Johanneswerks ist dabei sehr sorgfältig und wird in systematisch in kleinste Schritte heruntergebrochen. Wesentlicher Bestandteil ist die wissenschaftliche Begleitung, die sich nicht auf die Beobachtung beschränkt, sondern tatsächlich zum besseren Erkenntnisgewinn mitarbeitet. Bodo de Vries vom Johanneswerk brachte es mit seiner Forderung auf den Punkt: "Wir müssen Integrationsprofis werden." Letztendlich soll bei dem Projekt ein praxistauglicher Handlungsleitfaden entstehen, der Einrichtungen eine tatsächliche Hilfe ist.
Integration von Ausländern, die in Deutschland leben
Einen anderen Ansatz verfolgt die AWO Niederrhein mit dem Projekt Inar, wobei das Akronym für "Integration in den Arbeitsmarkt Geflüchteter und Migrant*innen in die Pflege" steht. Menderes Candan, Abteilungsleiter Migration bei der AWO Niederrhein, stellte klar, dass es bei diesem Vorhaben um die Verbesserung der beruflichen und gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen geht, die bereits in Deutschland leben.
Die potenziellen Pflegekräfte werden von der AWO während des Rekrutierungsprozesses und der Integration in den Beruf und die Arbeitsstelle intensiv betreut. Das umfasst beispielsweise Aufenthaltstitel, Anerkennung von Zeugnissen, Vermittlung von Sprachkursen und regelmäßige Beratungsgespräche mit Spezialisten der AWO. Aktuell sind 24 stationäre und ambulante Dienste der AWO in Inar involviert.
Frank Winter