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3. April 2025 | 07:00 Uhr
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Scholz-Neffen versprechen indische Pfleger mit super Deutsch

Das kommt immer wieder vor: Ausländische Pflegekräfte kommen mit einem B2-Zertifikat in eine hiesige Pflegeeinrichtung und trotzdem klappt es nicht mit der Verständigung. Die Brüder Fabian und Jakob Scholz (Foto), Neffen des Noch-Bundeskanzlers, sind dem auf den Grund gegangen und haben mit ihrer Agentur in Indien einen Ansatz entwickelt, mit dem sie das Problem zu lösen versprechen.

Jakob (links) und Fabian Scholz arbeiten im Business Development 

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Wie schwierig häufig die Kommunikation mit ausländischen Mitarbeitern ist, haben Fabian und Jakob Scholz immer wieder von ihrem Vater gehört. Denn der ist Vorstandsvorsitzender der Universitätsklinik Schleswig-Holstein und – das nur nebenbei – Bruder des Noch-Bundeskanzlers Olaf Scholz. 

Die jungen Brüder Scholz, tätig im Business Development, hatten Lust der Sache auf den Grund zu gehen, nahmen die gesamte Wegstrecke der Pflegekräfte unter die Lupe, unterhielten sich mit Rekrutierungsteams. Die bestätigten: Die Sprachkenntnisse seien oft nicht das, was man sich erhofft habe, das läge auch daran, dass B2-Zertifikate in Drittstaaten oft leicht zu bekommen seien.

"Für die schnelle Anerkennung und die erfolgreiche Integration ist die Sprache aber der Dreh- und Angelpunkt", sagt Fabian Scholz. "Für Krankenhäuser und Pflegeunternehmen wird es einfach sehr teuer, wenn die ausländischen Mitarbeiter monatelang als Pflegehelfer arbeiten. Und nicht nur das: Die Pflegekräfte sind frustriert, dass es so lange dauert mit der Anerkennung, die Kommunikation mit den Kollegen klappt nicht – das ist kein geschmeidiger Einstieg, da springt mancher auch wieder ab. Hinzukommen verärgerte Teams, weil die hakelige Kommunikation Zeit verschlingt."

Indische Pflegekräfte lernen Deutsch im Internat in ihrer Heimat

Den Scholz-Brüdern wurde klar: Das Deutsch der Pflegekräfte muss ein gutes Niveau haben, bevor sie hierherkommen. "Und das funktioniert nur mit intensivem Präsenzunterricht am besten in einem Internat und mit Lehrern, die Muttersprachler sind", sagt Fabian Scholz. Die beiden sind ein Joint-Venture mit "indischen Kollegen" eingegangen und haben bereits zwei Internate aufgebaut: in Mysore in Südindien und Gurugram nahe der Hauptstadt Delhi. Im Mai kommt ein drittes Internat in Chandigarh nördlich von Delhi hinzu. 

Sie alle laufen unter dem Label Charkos, das in Indien auch die Internate führt, die Pflegekräfte auf die Arbeit in England vorbereiten. Rund 100 Absolventen werden dann pro Monat eines der Internate Richtung Deutschland verlassen. Die ersten 100 Pflegefachkräfte werden in diesem Monat die B2-Ausbildung abschließen. Ziel seien mehrere 100 pro Monat, sagt der 34-Jährige.

1.000 Unterrichtseinheiten sind für das B2-Zertfikat vorgeschrieben, in den Charkos-Internaten sind es 1.400 Einheiten, bei Bedarf gibt es zusätzlich Nachhilfe. Die verteilen sich über zehn bis zwölf Monate. 20, maximal 25 Schüler sitzen in einer Klasse. "Die Schüler leben und lernen jeden Tag mit uns. So lernen sie die richtige Aussprache und Grammatik von der Pike auf. Gerade zu Beginn ist die konstante Überprüfung des Lernfortschritts enorm wichtig: Denn gewöhne ich mir erst einmal Fehler an, sind sie nur schwer wieder loszuwerden sind", sagt Scholz.

Erst am Ende, wenn das Sprachniveau wirklich B2 ist, stellen die Scholz-Brüder den Arbeitgebern in Deutschland die Pflegekräfte vor. "Nur so ist es transparent für die Kunden. Vorher können sie doch nur hoffen, dass es auch wirklich klappt mit dem Sprachniveau. Anders als die meisten Agenturen drehen wir den Spieß um und übernehmen das Ausbildungsrisiko", so Scholz, der auch schon ein Fintech- und ein Headhunting-Unternehmen gegründet hat.

Vermittlung kostet im fünfstelligen Bereich pro Pflegekraft 

Nach dem Sprachunterricht vergehen noch zwei bis drei Monate bis zur Ausreise, in denen den Schülern die Basics der Alten- oder Krankenpflege in Deutschland erklärt werden, auch folgt noch ein Fachsprachetraining. "Unterdessen stoßen wir schon das Anerkennungsverfahren an und kümmern uns um die Visa. Wir streben perspektivisch an, dass sie – wie im englischsprachigen Raum – dank unserer Vorbereitung in Indien bereits zwei Wochen nach Einreise die Kenntnisprüfung zur Pflegefachkraft ablegen können."

Und was zahlen die Pflegeanbieter in Deutschland für die Vermittlung? 10.000 bis 15.000 Euro kostet sie pro Pflegefachkraft bei seriösen Agenturen, so das Kuratorium Deutsche Altershilfe. Fabian Scholz möchte keine Summe nennen. Nur so viel: Der Preis liegt im fünfstelligen Bereich. 

Kirsten Gaede

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