Riesen Medienrummel um drohende Abschiebung von Pflegern
Mit einem solchen Trubel haben Andrea und Tino Wohlmacher nicht gerechnet. Seit ein paar Tagen geben sich Fernsehteams und Journalisten im niedersächsischen Pflegeheim Haus Wilstedt die Klinke in die Hand, auch Care vor9 hatte am Mittwoch berichtet. Zehn Kolumbianern, die als Pflegehelfer für die Wohlmachers arbeiten, droht die Abschiebung. Das Haus für Demenzkranke müsste dann wohl schließen. Ob der Mediendruck hilft, dies abzuwenden, ist offen. Denn rein formell müssten die Kolumbianer Deutschland verlassen.
Ihr Fahrplan in die Telematikinfrastruktur
Die Digitalisierung und im Speziellen die Telematikinfrastruktur (TI) kann helfen, die Versorgung von Klient:innen und den Arbeitsalltag von Pflegekräften besser und einfacher zu gestalten. Nutzerfreundliche Anwendungen, die vernetzte Kommunikation über Fachgrenzen hinweg und die fundiertere Behandlung aufgrund einer besseren Datenlage sind nur einige der Vorteile, welche mit der TI auch für Ihre Pflegeeinrichtung möglich sind. Care vor9
Bild, RTL, Zeit, NDR – alles, was in der Medienlandschaft Rang und Namen hat, greift die Geschichte der zehn kolumbianischen Pflegerhelfer und des Frusts des Heimleiterehepaars auf. RTL holt Heimleiterin Andrea Wohlmacher vor die Kamera, die die dramatischen Auswirkungen für die Demenzkranken schildert. "Ganzes Heim vor dem Aus", titelt Bild und weiter: "Die Pflegekatastrophe in Deutschland wird immer schlimmer, ausgerechnet der Staat heizt sie weiter an..."
Der Reihe nach: Seit vergangenem Jahr arbeiten zehn kolumbianische Hilfskräfte in dem auf Demenzkranke spezialisierten Haus Wilstedt bei Bremen. Sie machen ein Viertel der Belegschaft der kleinen Einrichtung aus. Alle zehn Kolumbianer hätten laut den Wohlmachers Asylanträge gestellt. Acht von ihnen seien vor kurzem abgelehnt und zur Ausreise aufgefordert worden, andernfalls drohe die Abschiebung. Zeit Online schildert ausführlich ihre Geschichte und die Hintergründe.
Nicht nur die Wohlmachers verstehen die Welt nicht mehr, dass einerseits Politiker um den Erdball fliegen, um Fachkräfte anzuwerben und gleichzeitig diejenigen, die bereits hier arbeiten und Steuern zahlen, ausreisen sollen. Die Angehörigen der von den Kolumbianern betreuten Demenzkranken sind fassungslos und kämpfen dafür, dass die Kolumbianer bleiben können.
Die Chancen stehen dafür allerdings nicht gut. Ein sogenannter Spurwechsel vom Asylantrag zur Fachkräfteeinwanderung ist zwar in bestimmten Fällen möglich, aber nicht mehr, wenn ein Asylantrag bereits abgelehnt wurde. Dann sei er gesetzlich ausgeschlossen, so ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums. Die letzte Hoffnung ist nun die Härtefallkommission bei Ministerium, die den Kolumbianern zu einem legalen Aufenthaltstitel verhelfen kann.
Die Angehörige machen derweil weiter politischen Druck und haben eine Online-Petition gestartet. "Stoppt die Abschiebung der Pfleger im Haus Wilstedt" und "Rettet das Zuhause unserer demenzerkrankten Mütter, Väter & Ehepartner", heißt es dort. Mehr als 46.000 Menschen haben die Petition bereits unterschrieben.
Thomas Hartung