Kleine Pflegedienste und viele Gutachter für BKK ein Problem
"Geld allein pflegt nicht", sagt Anne-Kathrin Klemm, Vorständin des BKK-Dachverbands. Deshalb fordert sie neben einer Finanzreform eine umfassende Strukturreform zur Stärkung der Pflege. Es braucht eine bessere Verteilung der Pflegekräfte, weniger Praktiker, die als Gutachter arbeiten, und einen Konzentrationsprozess in der ambulanten Pflege, so Klemm. Der Verband macht dazu konkrete Vorschläge. Mehr Personal gehört nicht dazu.
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Der Pflegekräftemangel in Deutschland bleibt ein drängendes Problem. Die Vorständin des BKK-Dachverbandes betont die Notwendigkeit umfassender Reformen. "Neben einer Finanzreform zur Stabilisierung der sozialen Pflegeversicherung brauchen wir dringend eine umfassende Strukturreform zur Stärkung der professionellen Pflege. Denn Geld allein pflegt nicht", erklärt Klemm. Trotz der Rekordzahl an Pflegefachkräften fehlten diese an vielen Stellen, was oft zu Schließungen von Krankenhausabteilungen und Pflegeeinrichtungen führe.
Konzentrationsprozess in der ambulanten Pflege notwendig
Mehr Personal sei allerdings die schlechteste Lösung, betont Klemm. Wichtig sei vielmehr die richtige Verteilung und ein Mix aus informeller und professioneller Pflege. Zudem müssten die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte verbessert werden. Verlässliche Dienstpläne und betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) seien essenziell, um Mitarbeiter zu stärken und im Beruf zu halten.
Die ambulante pflegerische Versorgung müsse regional in Versorgungsgebiete gegliedert werden. Beruflich Pflegende sollten nicht ihre wertvolle Zeit auf der Straße verbringen, wenn zwei unterschiedliche Dienste einen langen Anfahrtsweg zu unmittelbaren Nachbarn hätten. Fahrzeiten müssen zugunsten der Versorgungszeiten effizienter gestaltet sein.
Ein Konzentrationsprozess der Klein- und Kleinstdienste in der ambulanten Pflege ist notwendig, da ungefähr 50 Prozent der ambulanten Pflegedienste weniger als 50 Pflegebedürftige betreuen. Der BKK-Dachverband hält größere Strukturen für wichtig, um eine langfristige wirtschaftliche Stabilität und eine stabile Dienstplanung der Pflegekräfte sicherzustellen.
Zu viele Pfleger arbeiten als Gutachter
Ein erheblicher Anteil der Pflegefachkräfte ist in der Pflegebegutachtung gebunden und somit nicht in der Versorgung tätig. Die Anzahl der pflegefachlichen Gutachterinnen und Gutachter in den medizinischen Diensten habe sich in den letzten zehn Jahren auf 4.388 Vollzeitäquivalente mehr als verdoppelt, so die Kasse. Diese Entwicklung erfordere eine zeitgemäße Lösung: die Etablierung einer KI-gestützten Pflegebegutachtung. Ein hochstandardisierter Prozess mit immer gleichen Kriterien könne durch KI effizienter gestaltet werden.
Spitzenkräfte in der Pflege wie Advanced Practice Nurses (APN) müssten schnellstmöglich in die Versorgung integriert werden. Hier sei Deutschland im internationalen Vergleich hintendran. Dazu müssten geeignete Hochschulstrukturen und Lehrstühle geschaffen werden, auch in Kooperation mit medizinischen Fakultäten. APNs könnten aufgrund ihrer Fähigkeiten, komplexe Pflegesituationen zu erfassen und Handlungsbedarfe abzuleiten, auch in informellen Pflegearrangements beratend, koordinierend und leitend tätig sein.
Die Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland könne nur ein Teil der Lösung sein, betont Klemm. Pflegekräfte aus Ländern mit akademischer Berufsausbildung erlebten zudem oft einen Praxisschock in Deutschland, da ihr Berufsverständnis von dem in Deutschland abweiche. Dies muss in den Berufsgesetzgebungen und Anwerbekampagnen berücksichtigt werden. Viele sähen für sich keine Tätigkeit in der Grundpflege. Dies müsse in den Berufsgesetzgebungen und Anwerbekampagnen berücksichtigt werden.
Das siebenseitige Positionspapier des BKK-Dachverbands Mangel an Pflegekräften – und ewig grüßt das Murmeltier mit vielen konkreten Vorschlägen kann von der Website heruntergeladen werden.
Thomas Hartung