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10. September 2024 | 14:29 Uhr
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"Jetzt die Türen für Assistenzkräfte weit öffnen"

Wenn schon die Ausbildung zur Pflegefachassistenzkraft im Regelfall 18 Monate dauern wird, sollen wenigstens die Zugangshürden niedrig bleiben, fordert der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (BPA), Bernd Meurer, in einem Gastkommentar für Care vor9. Für ungelernte Mitarbeiter mit Erfahrung in der Pflege soll eine Ausbildung von zwölf Monaten reichen.

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Mit dem Kabinettsbeschluss zur bundeseinheitlichen Assistenzausbildung in der Pflege ist klar, dass diese Kräfte künftig 18 Monate lang auf ihren Einsatz vorbereitet werden sollen. Es ist kein Geheimnis, dass sich der BPA und andere vor allem aus Gründen der Versorgungssicherheit für eine zwölfmonatige Assistenzausbildung starkgemacht haben, damit gut ausgebildete Kräfte möglichst schnell in der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen aktiv werden und deren Angehörigen entlasten können. Diese sollen nun ein halbes Jahr länger warten, was den Druck in vielen Familien weiter steigen lassen wird.

Umso wichtiger ist es, dass die neue Assistenzausbildung nun wirklich eine Ausbildung für alle wird. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat richtigerweise angekündigt, dass es geringe Zugangshürden geben soll und eine Eignung einer Bewerberin oder eines Bewerbers beispielsweise jenseits vorhandener Schulabschlüsse auch durch ein Votum der Pflegeschulen attestiert werden kann. Das ist gut und wichtig, um möglichst wenig Menschen von vornherein von einer Tätigkeit in der Pflege auszuschließen. Eine dazu notwendige Fähigkeit spiegelt sich nicht immer nur in Schulnoten wider. Wer schon ungelernt in der Pflege tätig war, kann die neue Ausbildung verkürzen und ist dann schon nach zwölf Monaten anerkannte Assistenzkraft. Ein guter Weg, der auch die vorherige Lebensleistung und Erfahrung der Menschen respektiert und doch noch für einen in Teilen schnelleren Aufwuchs dieser Kräfte im Versorgungsalltag sorgen kann. 

Für die ausbildenden Einrichtungen, die schon seit Einführung der Generalistik mit den gestiegenen Anforderungen an Praxisanleiterinnen und -anleiter zu kämpfen haben, darf es im Bereich der Assistenzausbildung nun keine großen neuen Belastungen geben. Der Spagat zwischen "pflegen oder ausbilden" ist schon schwer genug, die bundeseinheitliche Assistenzausbildung darf hier keine zu hohen Anforderungen mit sich bringen. Ebenso müssen die Ressourcen der Pflegeschulen bei der künftigen Ausgestaltung der Schüler-Lehrer-Verhältnisse und der Qualifikationen der Lehrkräfte im Blick behalten werden. Pflegeschulen beklagen bereits seit einigen Jahren den zunehmenden Lehrkräftemangel, der den Ausbau von Kapazitäten in der Pflegeausbildung gefährdet.

Im parlamentarischen Verfahren müssen sich die Abgeordneten nun diesen Herausforderungen mit dem Ziel einer Absicherung der pflegerischen Versorgung stellen und sich nicht unter dem Druck der berufsständigen Organisationen für deren Berufspolitik instrumentalisieren lassen. Die Türen für zukünftige Assistenzkräfte müssen so weit wie möglich geöffnet und realistisch erfüllbare Anforderungen gestellt werden. Denn nur dann kann die bundesweit einheitliche Assistenzausbildung einen wirklichen Beitrag zur Entschärfung der Versorgungskrise in der Pflege leisten.

Meurer Bernd BPA Präsident Foto BPA Jürgen Henkelmann

Bernd Meurer ist seit 27 Jahren Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (BPA). Er betreibt drei Pflegeheime in Bayern und Rheinland-Pfalz. Meurer wurde in das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) berufen und ist er Vizepräsident des Bundesverbandes der Dienstleistungswirtschaft (BDWi).

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