Jede zweite junge Teilzeit-Pflegekraft würde aufstocken
In jungen Teilzeitkräften in der Pflege schlummert großes Potenzial an Personalkapazität. Knapp jede zweite in Teilzeit beschäftigte Pflegefachkraft unter 30 Jahren kann sich vorstellen, ihre Stunden aufzustocken. Die zeigt eine Allensbach-Umfrage im Auftrag der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen mit 2.200 Teilnehmern. "Vor dem Hintergrund des Pflegenotstands ist diese Zahl ermutigend", sagt Vorstandsmitglied Ilka Mildner. Notwendig sei ein Umdenken weg von starren Schichtdiensten hin zu flexibleren Arbeitszeitmodellen.
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Fast die Hälfte der Pflegefachkräfte in Nordrhein-Westfalen wie auch in anderen Bundesländern arbeitet in Teilzeit. Dies zeige, welches Potenzial für die Einrichtungen hier für die Bekämpfung des Personalmangels liegt. "Damit daraus auch Realität wird, benötigen wir vor allem flexiblere Arbeitszeiten für eine ausgewogene Work-Life-Balance und Angebote, wie Langzeitarbeitskonten etwa für Sabbaticals", sagt Mildner.
In einigen Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen gebe es zum Beispiel bereits Modelle, bei denen Beschäftigte ein halbes Jahr lang die Hälfte ihres Gehalts bei voller Tätigkeit einsparen, das zweite halbe Jahr freigestellt werden und dabei die angesparte Hälfte ihres Gehalts weiter ausgezahlt bekommen. Insbesondere Berufsanfänger wünschten sich längere Schichten mit bis zu zwölf Stunden an drei oder vier aufeinanderfolgenden Tagen, dafür aber mehr freie Tage am Stück.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen auch, dass die Bereitschaft, die Stundenanzahl zu erhöhen, mit zunehmendem Alter abnimmt. "Dass wir grundsätzlich von der hohen Teilzeitquote in der Pflege wegkommen, ist utopisch", sagt denn auch Petra Krause, Pflegedirektorin beim Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld. Arbeitgeber könnten aber Vollzeitbeschäftigung attraktiver machen, indem sie bestehende Strukturen veränderten – weg vom klassischen Schichtmodell hin zu mehr Flexibilität, die sich an den Bedürfnissen der Altersgruppen orientiert.
Ebenso wichtig sei eine wertschätzende Arbeitsumgebung. "Pflegefachpersonen aller Altersgruppen wünschen sich ein gutes Arbeitsumfeld mit einer Leitung, die sichtbar und ansprechbar ist, von der sie für ihre Leistungen wahrgenommen, unterstützt und beruflich weiterentwickelt werden", sagt Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW. "Wir müssen unsere Führungskräfte weiterhin schulen, eben dieses wertschätzende Arbeitsklima allerorts zu schaffen."