Drei Viertel der ausländischen Pfleger kehren NRW den Rücken
Drei von vier Pflegefachkräften, die aus dem Ausland nach Nordrhein-Westfalen kommen, arbeiten ein Jahr nach Beginn ihrer Tätigkeit nicht mehr in der Pflege oder sind weitergezogen. Diese Zahl stammt aus der aktuellen Landesberichterstattung des Gesundheitsministeriums. Sie zeige, dass Deutschland im Umgang mit internationalen Pflegekräften gravierende Probleme habe, so Sandra Postel (Foto), Präsidentin der Pflegekammer NRW.
Laut Postel fehlt es an systematischen Integrationsmaßnahmen. "In anderen Ländern wie Irland werden ausländische Pflegekräfte gezielt gefördert und qualifiziert, um langfristig im Land zu bleiben. In Deutschland dagegen bleibt diese Aufgabe den Pflegeeinrichtungen überlassen – mit fatalen Folgen."
Die Gründe, warum Pflegekräfte Nordrhein-Westfalen wieder verlassen, sind unklar. "Das deutsche Datensystem ist schlichtweg nicht weit genug entwickelt, um genau zu wissen, wohin diese Pflegekräfte gehen", kritisiert Postel. Diese Lücke erschwert es, gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu entwickeln.
Postel betont zudem, dass die politische Debatte um Migration in Deutschland viele Fachkräfte abschrecke. "Der Rechtsextremismus und negative Stimmungen tragen massiv dazu bei, dass Deutschland für viele ausländische Fachkräfte unattraktiv wird." Ohne eine Wende in der politischen Kommunikation und ein umfassendes Konzept für den Verbleib der Pflegekräfte werde das Problem weiter verschärft.
Thomas Hartung