Hitzeschutz in Pflegeheimen soll Todesfälle deutlich senken
Im vergangenen Sommer gab es laut Robert-Koch-Institut (RKI) in Deutschland rund 3.200 Hitzetote, 85 Prozent davon waren Menschen über 75 Jahren. Diese Zahl will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach deutlich reduzieren. Auf einer Hitzeschutzkonferenz hat er dafür Handlungsempfehlungen für Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser und Kommunen vorgestellt. Eine Vielzahl kleiner Maßnahmen soll insbesondere ältere Menschen besser vor Hitze schützen.
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Von einer Hitzewelle spricht der Deutsche Wetterdienst, wenn die Temperatur an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen über 28 Grad liegt. Eine Hitzewarnung gibt die Behörde dann heraus, wenn die gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag bei 32 Grad oder darüber liegt. Überschreitet das Thermometer 38 Grad, wird vor einer extremen Wärmebelastung gewarnt.
Die Zahl der Tage mit einer bundesweiten Durchschnittstemperatur von über 30 Grad lag im vergangenen Jahr bei 11,5 Tagen. Regional gab es aber große Unterschiede. So gab es im München 25 Tage mit über 30 Grad, in Frankfurt 22 Tage, in Köln und Berlin 15 und in Hamburg sechs.
Klimawandel macht Hitzeschutz zum Dauerthema
"Der Klimawandel wird Hitzeschutz zu einem Dauerproblem machen", glaubt Lauterbach. "Darauf muss Deutschland systematisch vorbereitet werden. Sonst sterben in jedem Sommer tausende Bürger unnötigerweise. Somit müssen wir uns an den Klimawandel anpassen und ihn gleichzeitig bekämpfen", so der Gesundheitsminister. Für den 5. Juni ist ein bundesweiter Hitzeaktionstag geplant. Hitzeschutz wirke in der Summe vieler kleiner Maßnahmen, die in der Empfehlung für Hitzeschutzpläne zusammengefasst seien.
"Pflegebedürftige Menschen sind oft durch Hitze besonders gefährdet", sagt Claus Bölicke, Geschäftsführender Vorstand des Vereins Qualitätsausschuss Pflege und AWO-Abteilungsleiter. "Denn der Körper tut sich im Alter zunehmend schwer damit, sich an hohe Umgebungstemperaturen anzupassen." Verringertes Durstgefühl, Stoffwechsel- und Herz-Kreislauferkrankungen erhöhten das Gesundheitsrisiko durch Hitze noch. Auch bei Beschäftigten in der Pflege könne die Belastungsgrenze durch Hitze und anstrengende körperliche Arbeit schnell erreicht werden.
Hitzeschutzplan individuell für jede Einrichtung entwickeln
Dem wollen der Qualitätsausschuss Pflege und das Gesundheitsministerium durch Hitzeschutzpläne vorbeugen, die für jede Pflegeeinrichtung individuell entwickelt werden müssten. Beim Zusammenstellen der Maßnahmen sollten Mitarbeiter einbezogen werden. Wichtig sei zudem, die Verantwortung für die Überwachung und Umsetzung der Maßnahmen einer Person zu übertragen und etwa einen Hitzeschutzbeauftragten zu benennen.
Zur Vorbereitung auf Hitzewellen empfiehlt der Qualitätsausschuss Pflegeeinrichtungen unter anderem:
- die Erfassung des hitzerelevanten Ist-Bauzustandes sowie die Funktionsprüfung von Jalousien oder ähnlichen;
- die Planung von kühlen Zonen oder Erholungsbereichen, zum Beispiel Sonnenschutzkonzepte für Außenbereiche und sogenannte Kälte-Inseln;
- die Initiierung der ärztlichen Überprüfung der Medikation von Pflegebedürftigen;
- die Prüfung der Lagerungsbedingungen, insbesondere für hitzeempfindliche Arzneimittel;
- die Prüfung und Bevorratung mit Trinkwasser, Wäsche und anderen Materialien;
- die Vorbereitung von Ernährungskonzepten für Hitzeereignisse, etwa einen Sommerspeiseplan;
- die Sicherstellung der Verfügbarkeit von Bedarfsartikeln und Hilfsmitteln für die Pflege wie zum Beispiel Waschschüsseln, Fächer, Kühlpacks oder Ventilatoren.
Tipps gibt es zudem zur Pflegepraxis bei extremer Wärmebelastung. Die zwölfseitige Bundeseinheitliche Empfehlung des Qualitätsausschusses Pflege zum Einsatz von Hitzeschutzplänen in Pflegeeinrichtungen und -diensten kann kostenlos von der Website heruntergeladen werden.
Thomas Hartung