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30. Mai 2024 | 07:00 Uhr
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Dem Fachkräftemangel durch regionale Vernetzung begegnen

Die Initiative Match Pflege will regionale Allianzen zur Gewinnung und Integration internationaler Pflegefachkräfte bilden. Im Interview erläutert Martin Niederauer (Foto), Leiter von Match Pflege, wie diese Allianzen den Fachkräftemangel in der Altenpflege mildern könnten. Die Vernetzung soll etwa dazu dienen, dass die ausländischen Fachkräfte nicht primär von den Krankenhäusern abgeworben werden, sondern auch ländliche Pflegeheime oder Pflegedienste über das Netzwerk lernen, wie der Zugang zu qualifiziertem Pflegepersonal verbessert werden kann.

Niederauer Martin Match Pflege

Martin Niederauer von Match Pflege will dem Fachkräftemangel durch regionale Vernetzung begegnen

Herr Niederauer, der Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitswesen wird zunehmend spürbar. Wie plant Match Pflege, diesem Problem zu begegnen?

Martin Niederauer: Der Fachkräftemangel ist flächendeckend ein enormes Problem, das sich allein durch inländische Pflegekräfte und Auszubildende kaum noch lösen lässt. Daher setzen immer mehr Gesundheitseinrichtungen auf die Anwerbung internationaler Fachkräfte aus Drittstaaten. Mit der Initiative Match Pflege unterstützen wir bereits seit mehreren Jahren Einrichtungen beim gesamten Prozess der Anwerbung, Anerkennung und Integration. Aktuell planen wir bundesweit die Initiierung regionaler Fachkräfteallianzen, die mit einem ganzheitlichen Ansatz die ethische Gewinnung und nachhaltige Integration internationaler Pflegefachkräfte in Landkreisen und Städten ermöglichen sollen.

Warum wären solche regionalen Allianzen speziell für die Altenpflege notwendig und sinnvoll?

Sektoral und regional sind die Erfahrungen mit Prozessen der Anwerbung, Anerkennung und Integration sehr unterschiedlich. So profitiert die stationäre Akutpflege bislang deutlich stärker von internationalen Pflegekräften als die Altenpflege oder ambulante Pflege. Kleinere, unerfahrene Einrichtungen in ländlichen Gebieten konkurrieren mit großen, gut ausgestatteten und sehr erfahrenen Krankenhäusern in Großstädten. Wenn wir es schaffen, beide in einer Allianz zu vereinen, werden sowohl kleine, unerfahrene Gesundheitseinrichtungen profitieren als auch erfahrene, große Träger. Gemeinsam ist man immer stärker, weil man sich gegenseitig unterstützen kann. Zusammenarbeit und Vernetzung sind in der aktuellen Situation der beste Ansatz.

Welche Herausforderungen bestehen denn grundsätzlich bei der Anwerbung internationaler Pflegefachkräfte?

Die Prozesse der Anwerbung, Anerkennung und Integration sind komplex, kosten- und zeitintensiv sowie mit zahlreichen bürokratischen Hürden verbunden. Wer keine Erfahrungen hat, kann Zeiträume und die notwendigen Ressourcen nicht abschätzen. Wer noch nie mit einer Personalagentur zusammengearbeitet hat, weiß nicht, wie man das angeht und kann nicht vergleichen. Zudem müssen die Pflegeteams eingebunden und auf das Onboarding vorbereitet werden. Die Herausforderungen sind vielseitig, umso wichtiger ist ein Wissens- und Erfahrungsaustausch.

Was wäre der Vorteil der Allianzen?

Durch die Bildung von Anwerbepartnerschaften können die beteiligten Einrichtungen vorhandene Erfahrungen und Ressourcen bündeln, um die Herausforderungen gemeinsam zu meistern und bspw. ethische Standards für faire Anwerbung und sichere Migration festlegen. Dadurch würden sich letztendlich sowohl finanzielle als auch soziale Risiken minimieren lassen. Darüber hinaus würde ein Schnittstellenmanagement behördliche Abläufe koordinieren und faire Bearbeitungszeiten garantieren.

Welche weiteren Vorteile könnten sich ergeben?

Qualifizierungsprogramme und Sprachausbildung für die berufliche Anerkennung würden flexibel und voll refinanziert angeboten, um die Belastungen für die Pflegekräfte und Einrichtungen zu minimieren. Zudem wird oftmals die Einbeziehung des Sozialraums vergessen. Aber durch die Einbindung lokaler Organisationen, wie Kultur- und Sportvereine, könnte ein Umfeld geschaffen werden, um die Menschen auch außerhalb der Arbeit gesellschaftlich zu integrieren. Das fördert nicht nur die nachhaltige Integration, sondern auch den Spracherwerb - und es trägt zur Akzeptanz in der Bevölkerung bei.

Wie sehen die nächsten Schritte aus, um diese regionalen Allianzen zu etablieren?

In den kommenden Wochen und Monaten planen wir Vernetzungstreffen in mehreren Regionen, um in den Austausch zu gehen, Ideen zu schärfen und konkrete Projekte auf den Weg zu bringen. Wir laden alle Interessierten zu unserer virtuellen Infoveranstaltung ein: "Regionale Fachkräfteallianz für die Pflege – ein bundesweites Problem regional lösen“. Hier werden wir über die Möglichkeiten zur Initiierung einer solchen Allianz in Ihrer Region informieren und freuen uns über Mitstreiter.  

Die Online-Veranstaltung "Regionale Fachkräfteallianz für die Pflege – ein bundesweites Problem regional lösen" findet am Dienstag, 18. Juni 2024 statt, 13:00 bis 14:00 Uhr. Anmeldung

Das Gespräch führte Pascal Brückmann

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