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18. Oktober 2024 | 07:00 Uhr
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Zulassung von Digitalen Pflegeanwendungen ein Flop

Fast zwei Jahre ist es her, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sein Portal für Anträge auf Zulassung Digitaler Pflegeanwendungen (DiPa) freigeschaltet hat. Ein Verzeichnis von Pflege-Apps, die von den Kassen bezahlt wird, sucht man vergebens. Lars Jessen, Deutschland-Chef des App-Entwicklers Digi Rehab, erklärt, warum Start-ups bei der Zulassung abwinken.

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Digitale Pflegeanwendungen (DiPa), etwa zum Fitbleiben, werden nicht von der Kasse bezahlt, weil noch keine einzige zugelassen ist

Das BfArM bestätigt auf Anfrage von Care vor9, dass es noch keine zugelassene DiPa gibt. "Bislang liegt ein Antrag vor, dieser befindet sich derzeit im Prüfungsverfahren", heißt es in der Antwort des Bundesinstituts. Dabei könnte es sich um die Sturz-App von Lindera handeln. Die Behörde äußert sich dazu aber nicht.

"Inwieweit der Entscheidung entsprechender Anbieter, bislang keine weiteren Anträge gestellt zu haben, unternehmerische Überlegungen zugrunde liegen, sollte dort angefragt werden", so das BfArM weiter und betont, dass man Antragstellern umfangreiche Hilfestellung beim Durchlaufen des regulatorischen Prüfverfahrens gebe. "Unternehmen können sich dazu jederzeit ans uns wenden."

Wirksamkeitsstudie einer Uni für Start-ups kaum finanzierbar

Doch die Entwickler von kleinen Pflegehelfern fürs Smartphone scheuen weniger den bürokratischen Aufwand als die Kosten. "Eine DiPa ist kein Geschäftsmodell", stellt Lars Jessen von Digi Rehab nüchtern fest. Das dänische Unternehmen entwickelt Apps zum Screening und für individuellen Übungsprogramme zur Mobilisation.

Das Geld für eine Zulassung als DiPa bekomme man durch die Kassensätze nicht wieder raus, sagt Jessen und macht eine einfache Rechnung auf. Allein die dafür verlangte ISO-Zertifizierung des Anbieters koste jedes Jahr 50.000 Euro, sagt der Rehab-Manager. Noch teurer sei die notwendige wissenschaftliche Studie über die Wirksamkeit mit mindestens 100 Teilnehmern, die zudem von einer Universität stammen müsse. Die schlage mit gut 100.000 Euro zu Buche. 

"Das alles, damit die Kassen dann 40 Euro netto übernehmen." Jessen winkt ab, wie viele andere Start-ups. Die Investition in die Zulassung als DiPa lohne sich für die Unternehmen nicht. Rehab hat sich für den B2B-Vertrieb entscheiden, verkauft seine Apps an die Pflegeeinrichtungen, die zwar nicht die Kosten für die Apps, aber für die damit erbrachten Leistungen dann abrechnen können.

Etwas weiter als die DiPa für die Pflege sind die Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGa). In diesem Verzeichnis stehen aktuell 64 Anwendungen, die von Kassen übernommen werden. Angesichts des riesigen medizinischen Marktes erscheint aber auch diese Zahl eher bescheiden.

Thomas Hartung

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