Wo wechselbereite Pflegekräfte ihre Profile veröffentlichen
Der auf die Vermittlung von Gesundheitsfachkräften spezialisierte Personaldienstleister Medwing hat eine digitale Matching-Plattform entwickelt: Arbeitgeber können dort mit Pflegekräften in Kontakt treten, die auf Jobsuche sind. Medwing richtet sich mit der neuen Plattform besonders an mittlere und kleinere Pflegeanbieter, für die die Fachkräfte-Suche über Personalvermittler in der Regel zu teuer ist.
In den Anfangsjahren, zwischen 2017 und 2020, war Medwing fast jedem, der sich mit Gesundheit und Pflege beschäftigte, täglich präsent – ob er wollte oder nicht: Das Start-up nutzte Retargeting-Werbung – das heißt, Internet-Nutzer, die häufig pflegeaffine Websites besuchten, wurden von den Medwing-Anzeigen geradezu verfolgt. Das war eine teure Angelegenheit. "Heute brauchen wir das nicht mehr, wir sind in der Branche bekannt, inzwischen haben wir 600.000 registrierte Gesundheitsfachkräfte", sagt Medwing-Gründer und Geschäftsführer Johannes Roggendorf.
Der günstigste Tarif kostet 129 Euro
Die hohe Zahl an Registrierungen eröffnet dem Personalvermittler ein völlig neues Geschäftsfeld: eine Online-Plattform, auf der die registrierten Fachkräfte ihr Profil freischalten, damit interessierte Pflegeanbieter es zu sehen bekommen und sie kontaktieren können. Das ist besonders für mittlere und kleinere Unternehmen interessant, die sich die normale Personalvermittlung nicht leisten können. "Bisher zählten vor allem große Unternehmen zu unseren Kunden, die gleich Dutzende Fachkräfte suchen. Kleineren Unternehmen, die im Jahr vielleicht drei bis vier Stellen neu besetzen, hatten wir nichts wirklich Sinnvolles anzubieten", sagt Roggendorf.
Der günstigste Tarif für die neue Plattform beträgt monatlich 129 Euro. Dafür können Kunden 100 Kontaktanfragen stellen und außerdem drei Anzeigen schalten. Denn zur Medwing-Plattform – nach Aussagen von Roggendorf Deutschlands größte Plattform in der Gesundheitsbranche – gehört beides: Profile der registrierten Pflegekräfte und Anzeigen der Abonnenten. Die Arbeitgeber können mit ihren Abo-Zugangsdaten ihre Anzeige selbst in ein Formular eingeben.
Eine Messenger-App soll die Kontaktaufnahme bald vereinfachen
Den registrierten Pflegekräften ist es freigestellt, wie viel sie auf der Plattform von sich preisgeben: So können sie etwa mit vollem Namen auftreten oder mit Initialen; angeben, ob sie akut auf Jobsuche sind, und wenn ja, ab wann sie bei einem neuen Arbeitgeber anfangen könnten. Möglich ist auch, die bevorzugten Arbeitsorte zu nennen. Die Kontaktaufnahme zu den Pflegekräften findet nicht direkt statt: Der Arbeitgeber schreibt eine Mail an ein Medwing-Postfach, von wo aus der potenzielle Bewerber gefragt wird, ob er einer Kontaktaufnahme zustimmt. Medwing arbeitet gerade an einer Messenger-App, um die Kontaktaufnahme und den späteren Austausch geschmeidiger zu gestalten.
Kirsten Gaede