Streichung des Dienstwagen-Privilegs würde Pflegende treffen
Im Streit um den Bundeshaushalt wird immer wieder die Abschaffung des sogenannten Dienstwagen-Privilegs gefordert. Das würde hunderttausende Pflegekräfte treffen, warnt der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) und appelliert eindringlich an die Koalition, diese Vergünstigung unangetastet zu lassen. Der Steuervorteil belaufe sich schnell auf 1.000 Euro monatlich, so AGVP-Geschäftsführerin Isabell Halletz. Eine Abschaffung würde insbesondere Gering- und Mittelverdiener erheblich belasten.
Die festgefahrenen Verhandlungen über den Bundeshaushalt 2024 werfen ihre Schatten voraus, und der AGVP sieht die Gefahr, dass die Steuervorteile bei der Besteuerung von Dienstwagen für Pflegekräfte auf dem Spiel stehen. Halletz betont die weitreichenden Auswirkungen einer möglichen Abschaffung, insbesondere auf Geringverdiener und Pflegeberufe im Schichtdienst.
Aktuell nutzen laut Halletz mehr als 400.000 Pflegekräfte ihre Dienstwagen auch privat, was eine spürbare finanzielle Entlastung von mehreren hundert Euro pro Monat bedeutet. "Wir schätzen, dass im ambulanten Bereich jeder zweite Mitarbeitende seinen Dienstwagen privat nutzen kann, in der stationären Pflege sind es etwa jeder vierte Mitarbeitende, einschließlich Führungskräfte und Fachkräfte", so Halletz gegenüber Care vor9.
Thomas Eisenreich, Geschäftsführer von Home Instead, einem Anbieter von ambulanten Pflegediensten, teilt die Bedenken: "Ja, der Wegfall des Dienstwagen-Privilegs wäre tatsächlich ein Problem", erklärt er. Schließlich sei der Dienstwagen zur privaten Nutzung oft ein entscheidender Gehaltsbestandteil. "Sie dienen auch dazu, Rufbereitschaften und das Einspringen bei Personalausfällen attraktiver zu gestalten."
Ein möglicher Kompromiss, das Privileg nur noch für Fahrer von E-Autos vorzuhalten, käme für ihn zu früh. "Mit einem Vorlauf von ein bis zwei Jahren und entsprechender Förderung könnte eine Beschränkung des Dienstwagen-Privilegs auf E-Antriebe denkbar sein. Derzeit ist dies jedoch aufgrund hoher Preise und mangelnder Verfügbarkeit von Schnellladesäulen kaum umsetzbar, um Pflegedienste auf rein elektrische Antriebe umzustellen", so Eisenreich.
Pascal Brückmann