Fast jedes zweite Sozialunternehmen in den Miesen
Die finanzielle Situation in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft bleibt schlecht. Laut dem aktuellen Trendbarometer der Sozialbank erwartet fast die Hälfte der befragten Unternehmen für 2024 rote Zahlen. Mehr als jeder zweite Anbieter sagt, dass seine wirtschaftliche Lage "angespannt" oder "sehr angespannt" sei, so Susanne Leciejewski (Foto), die das Trendbarometer organisiert. Einziger Trost: Gegenüber der letzten Befragung habe sich die Situation nicht weiter verschlechtert.
Neues DRACO-Fallbeispiel: Schürfwunde am Knie
Wenn ein einfaches Pflaster nicht mehr ausreicht:
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An der regelmäßigen Befragung der Sozialbank-Tochter Sozialgestaltung beteiligen sich 50 Unternehmen, die 1.800 Einrichtungen repräsentieren. Laut Geschäftsführerin Leciejewski stehe die Branche unverändert großen Herausforderungen gegenüber, um die Versorgungssicherheit aufrechtzuhalten.
Als eines der größten Probleme nennen die Befragten die Vergütungsverhandlungen mit den Kostenträgern. Erstmals rangiert dies gleichauf mit dem Fachkräftemangel und personalbedingten Belegungsrückgängen. Nur etwa die Hälfte der Unternehmen erwartet Steigerungen bei den Vergütungssätzen von über sechs Prozent, ein Viertel nur vier bis sechs Prozent, manche gar nichts. Damit könnten die wirtschaftlichen Defizite nicht kompensiert werden, sagt Leciejewski.
Mehraufwand durch Personalbemessung und neue Gesetze
Speziell die stationäre Pflege steht vor dem Problem, die neue Personalbemessung umzusetzen. Zwei Drittel der stationären Einrichtungen sagen, einjährig qualifizierte Mitarbeiter gebe es kaum. Jeder zweite Pflegeanbieter meint, er haben keine Kapazität für die Entwicklung und Umsetzung einer neuen Organisation.
Einen höheren Personalaufwand befürchten viele der befragten Unternehmen durch neue Gesetze. Am meisten dürften demnach die Nachhaltigkeitsberichte erfordern. 60 Prozent glauben, dass sie dafür neue Mitarbeiter einstellen müssten. Auch das Digitalgesetz, das Hinweisgeberschutzgesetz und das Lieferkettengesetz erfordere bei fast der Hälfte zusätzliches Personal.
Investitionen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit vernachlässigt
Sozialunternehmen legten ihre Investitionsschwerpunkte für das Jahr 2024 vor allem auf das Personal. "Angesichts begrenzter finanzieller Mittel besteht die Gefahr, dass andere wichtige Investitionsbereiche wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit vernachlässigt werden", glaubt Leciejewski. Es sei entscheidend, dass soziale Unternehmen Investitionsstaus auch in diesen Bereichen überwinden, um zukunftsfähig zu bleiben.
Kaum Geld gibt es auch für Übernahmen und Ankäufe. Knapp jedes zweite Unternehmen gab an, im letzten halben Jahr keine Transaktionen geplant zu haben, deutlich mehr als bei der letzten Befragung. Jedes fünfte Unternehmen hat Transaktionen wegen der wirtschaftlichen Situation zurückgestellt.
Das komplette vierte Trendbarometer Sozial- und Gesundheitswirtschaft kann von der Website der Sozialbank kostenlos heruntergeladen werden.
Thomas Hartung