Exoskelette werden in Pflegeheimen immer beliebter
Immer mehr Pflegeheime interessieren sich für Exoskelette (Foto). Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Assistenzsysteme, die wie ein Rucksack aussehen, entlasten den Lendenwirbelbereich und können Rückenmerzen lindern, im besten Fall sogar verschwinden lassen. Doch sie kosten rund 2.500 Euro pro Stück und eine Refinanzierung ist nicht leicht. In bestimmten Fällen ist sie aber über Kostenträger möglich.

Benevit
Der Pflegeanbieter Benevit testet Exoskelette gerade in zwei seiner Einrichtungen
So stemmen Sie den Generationswechsel in der Pflege
Bis 2035 wird rund jede fünfte Pflegefachkraft altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden – und die nachrückende Generation Z bringt völlig neue Erwartungen mit. Wer junge Fachkräfte binden und gleichzeitig wirtschaftlich handlungsfähig bleiben will, braucht klare Strategien, zeitgemäße Strukturen und ausreichend Liquidität. Mit Factoring lassen sich Investitionen in Personal und Digitalisierung auch in angespannten Zeiten stemmen. Care vor9
Der Pflegeanbieter Benevit hat gerade ein Pilotprojekt mit Exoskeletten in zwei seiner 27 stationären Pflegeeinrichtungen gestartet. Die ersten Erfahrungen der Pflegekräfte mit dem Stützgerät sind positiv. Weniger positiv ist die Erfahrung mit der Finanzierung. Michael Barkow, der bei Benevit, für technische Unterstützungsgeräte aller Art zuständig ist, versuchte es zunächst bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). "Ich erhielt aber eine komplette Absage. Die Pflegekräfte sollten lernen, sich rückenschonend zu bewegen, hieß es. Außerdem empfahl man uns Assistenzsysteme wie Lifter."
Während das Exoskelett für die BGW in der Pflege noch ein Fremdling zu sein scheint, ist es in der Logistik gang und gäbe. Dort unterstützt die BGW die Unternehmen. Denn in der Logistik, so die Begründung der BGW gegenüber Barkow, gebe es, im Gegensatz zur Pflege, einheitliche Bewegungsmuster.
"Explosionsartige Exoskelett-Nachfrage" von Altenpflegeträgern
Benevit ist aber nicht das einzige Unternehmen, das im Exoskelett ein ideales Instrument sieht, um Rückenschmerzen bei Pflegekräften zu verhindern oder zu reduzieren. Die Firma Help Tech hat 2022 speziell für den Vertrieb und die Versorgung im Bereich Pflege und Reha eine eigene Abteilung für das BionicBack (Hersteller: HTRIUS) gegründet. Absatzzahlen möchte das Unternehmen nicht nennen. Fest stehe aber, die Nachfrage sei relativ schnell "explosionsartig" in die Höhe geschossen, sagt Carolin Mühle, verantwortlich für Business Development von Bionic. Es gebe Anfragen aus Rehakliniken, Krankenhäusern – vor allem aber aus Altenpflegeeinrichtungen.
Eine Pflegekraft bekommt das Exoskelett von ihrem Rehaträger finanziert
Dass die Finanzierung für Pflegeeinrichtungen nicht leicht ist, bestätigt Mühle. Manche würden die Exoskelette unter Investitions- oder Innovationsausgaben verbuchen, gelegentlich auch unter Ausgaben für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). Eine wirkliche Refinanzierung der Kosten sei in manchen Fällen aber auch über unterschiedliche Kostenträger möglich.
Von einer individuellen Erfolgsgeschichte in Sachen Kostenträger kann die Stiftung Diakonie Salem in Minden berichten: Sie hat zusammen mit dem Dachverband der Krankenkasse BKK die Exoskelett-Anwendung untersucht. Eine der Teilnehmerinnen, die bereits eine Wirbelsäulen-OP hinter sich hatte, bekommt das Exoskelett jetzt tatsächlich von Ihrem Reha-Träger finanziert. Der BKK-Dachverband zitiert den Träger mit den Worten: "Wir haben uns persönlich davon überzeugt und von der Angestellten bestätigt bekommen, dass der Einsatz des Exoskeletts signifikant zur Entlastung der Wirbelsäule im Pflegealltag beiträgt." Sie erlebe vermehrt Reha-Träger, die in Einzelfällen ganz ähnlich, berichtet Mühle von Help Tech.
Die BKK hat die Hoffnung, dass das Exoskelett früher oder später generell erstattungsfähig wird. Deshalb hat sie auch die Anwendungsstudie in der Diakonie Salem in die Wege geleitet und begleitet. Die Ergebnisse sind im BKK-Gesundheitsreport 2024 präsentiert (Seite 309-315). So haben sich etwa bei einem Großteil der 22 Teilnehmerinnen die Schmerzen in der Lendenwirbelsäule reduziert, auch brauchen die meisten weniger oder gar keine Schmerzmittel mehr.
Kirsten Gaede