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8. Dezember 2024 | 18:54 Uhr
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"Es wird schwierig, nur solitär ein Altenheim zu betreiben"

Im zweiten Teil unseres Interviews mit Curacon-Geschäftsführer Jan Grabow rät der Altenpflege-Experte Pflegeheimen und Pflegediensten, ihr Geschäftsfeld zu erweitern, die gesamte Versorgungskette in den Blick zu nehmen und auf Kooperationen oder Fusionen zu setzen. Das gelte besonders für kleine Einrichtungen mit nur 50 Plätzen. Sinnvoll sei ebenfalls, auf ambulant betreute Wohnformen zu setzen, Leistungen modular anzubieten und eventuell  Angehörige einzubinden.

Natürlich sind kleine Pflegeheime idyllisch, aber es ist fast unmöglich, sie allein für sich zu betreiben

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Herr Grabow, Sie betonen immer wieder: Pflegeheimbetreiber können nicht so weitermachen wie bisher. Doch in welche Richtung können sie gehen? Welche Strategien bieten sich an?  

Obwohl es nicht unbedingt einen Mangel an Erkenntnissen gibt, sind Maßnahmen und Aktivitäten auf Unternehmensebene nur zum Teil auf die Chancen und Bedrohungen abgestimmt. Es ist aber ganz wichtig zu schauen, wo stehe ich und wohin bewegen sich Markt und Politik. Es ist beispielsweise ganz klar, dass Einrichtungen, die 50 Pflegebedürftige versorgen – die übrigens bundesweit immer noch die Hälfte der Pflegeeinrichtungen ausmachen – künftig große Probleme haben werden. Das hat in der Vergangenheit noch funktioniert. 

Durch die wachsenden rechtlichen und regulatorischen Anforderungen werden aber Anpassungen der Overheadkosten erforderlich, für die es keine oder keine angemessene Refinanzierung gibt – Stichpunkt Nachhaltigkeit, Umsetzung des neuen Personalbemessungsverfahrens, Qualitätsmanagement, Digitalisierungsprojekte, Praxisanleitung und, und, und… Diese Kosten können verteilt auf eine größere Umsatzbasis besser getragen werden.

Worauf sollten Pflegeanbieter außerdem schauen?  

Weiterer Handlungsbedarf besteht im Bereich der Betriebsorganisation. Insgesamt wird das vorhandene Personal häufig nicht effizient eingesetzt und es besteht eine erschreckend beschränkte Nutzung digitaler Technologien. Der digitale Reifegrad ist häufig ausbaufähig. Das Datenmanagement in einem kleinen Trägersetting ist ein zentraler Zeitfresser und es bleibt zu wenig Zeit für strategische Aufgaben.

Ich rechne deshalb mit einer weiteren Marktkonzentration. Das muss nicht immer nur bedeuten, dass ein Größerer die Kleinen kauft. Es geht darum, Effizienzreserven zu haben und die Marktfragmentierung zu reduzieren. Ähnlich wie in anderen Branchen ist zu unterstellen, dass es zunehmend schwierig wird, nur solitär ein Altenheim oder einen einzigen Pflegedienst zu betreiben.

Was schlagen Sie den Altenheimträgern vor?

Die Hauptchancen liegen bei einer wachsenden Anzahl von Pflegebedürftigen, im Marktwachstum und der Spezialisierung. Die Bildung von lokalen Versorgungs- und Wertschöpfungsketten unter Einbindung in einen größeren Unternehmensverbund ist jetzt schon zu beobachten. Ein ambulanter Dienst etwa kann sein Angebot um betreutes Wohnen erweitern und auch noch für einen stationären Hintergrund sorgen. Das muss nicht jeder allein stemmen, das lässt sich auch gut durch Kooperation oder Fusion mit anderen Anbietern vor Ort erreichen.

Es zeigt sich ein Trend zu den ambulant betreuten Wohnformen, Leistungen modular anzubieten und gegebenenfalls auch Angehörige einzubinden. Hier besteht der Vorteil, die Versorgung mit geringeren ordnungsrechtlichen Anforderungen und Personalbedarf zu gestalten.

Wichtig ist, sich sehr genau seinen Standort und das Umfeld anzuschauen, um Angebote unter Orientierung am Bedarf sowie der Verfügbarkeit von Personal weiterzuentwickeln. Angebote im betreuten Wohnen sollten passgenau in Abhängigkeit vom Geldbeutel der Klientel vor Ort entwickelt werden. Hier kann das Angebot gegebenenfalls auch das Premiumsegment umfassen, was aber wiederum auch zur jeweiligen Unternehmensphilosophie passen muss.

Haben Sie noch einen Tipp, den jeder Betreiber im Grunde sofort umsetzen kann?

Nicht zuletzt ist es auch immer klug, für die strategische Weiterentwicklung die aktuellen Gesetzesentwürfe zu studieren, weil sie natürlich großen Einfluss auf das künftige Marktgeschehen haben. Dies fällt größeren Trägern wiederum leichter als kleinen Einrichtungen, denn hierfür sind auch personelle Ressourcen vorzuhalten, um sich der Interpretation der Gesetzestexte frühzeitig zu widmen.

Teil 1 des Interviews Wie können Pflegeheime wieder Geld verdienen, Herr Grabow? ist am Freitag erschienen.

Zahlen und Analysen zur aktuellen Situation der Pflegeanbieter in Deutschland finden Sie im Report "Status quo: Pflege in Deutschland" (Oktober 2024) von Curacon in Kooperation mit dem Dienstleister für Gewerbeimmobilien CBRE  Deutschland. 

Das Interview führte Kirsten Gaede

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