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18. September 2024 | 07:00 Uhr
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DBfK-Präsidentin: Höheres Fehlerrisiko bei Sprachniveau B1

Weil sich der Personalmangel in der Pflege zuspitzt, sollten Pflegende aus dem Ausland in Ausnahmefällen auch schon mit Sprachlevel B1 als Pflegefachkraft arbeiten dürfen, fordert der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) in Thüringen. Vera Lux, Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), hält dagegen: Schon B2 sei oft nicht ausreichend, im Sinne der Bewohner- und Patientensicherheit müsste eigentlich Niveau C1 gefordert sein.

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Vera Lux ist Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe und Wissenschaftliche Leiterin des Pflegemanagementkongresses auf dem Hauptstadtkongress (HSK) in Berlin 

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Der Leiter der BPA-Landesgeschäftsstelle Thüringen, Thomas Engemann, sagte kürzlich gegenüber Care vor9: "In Thüringen gibt es für sie die Möglichkeit, mit Zustimmung der Pflegeschule und des Landesbildungsministeriums die Ausbildung zunächst mit B1 zu beginnen. Es ist eine Einzelfallentscheidung. Ein ähnliches Vorgehen würde ich auch für die ausgebildeten Pflegefachkräfte vorschlagen." 

"Ich stehe der Möglichkeit, die Ausbildung mit B1 zu beginnen, kritisch gegenüber", sagt DBfK-Präsidentin Lux. Die Ausbildung sei komplex und umfangreich, unzureichende Sprachkompetenz gefährde den Erfolg der Ausbildung. "Wir beobachten, dass Ausbildungsabbrüche und die Durchfallquoten in den letzten Jahren angestiegen sind. Die Ursachen sind vielfältig, aber mangelnde Sprachkompetenz trägt sicher dazu bei."

Fachliche Anforderungen an die Altenpflege steigen rasant

Sie könne verstehen, dass Pflegeanbieter bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse mehr Tempo fordern, meint Lux. Durch die vielen Anfragen Pflegebedürftiger entstehe ein enormer Druck. „Doch die fachlichen Anforderungen an die Altenpflege steigen gerade rasant. Mit der Krankenhausreform werden Patienten zukünftig noch früher aus dem Krankenhaus entlassen. Natürlich ist eine Einrichtung keine Intensivstation, aber in der Nachversorgung sind die Fachkräfte fachlich weitaus mehr als früher gefordert. Ich habe erst neulich in einem Pflegeheim erlebt, wie gestresst dort viele Pflegekräfte waren, als eine Bewohnerin mit einem Kunstherz aus der Klinik zurückkehrte“, sagt Lux, die viele Jahre Pflegedirektorin an der Uniklinik Köln und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) war. Pflegefachkräfte müssten für solche komplexen Pflegesituationen medizinisch und pflegerisch qualifiziert sein, um Komplikationen zu erkennen, Maßnahmen einleiten und fachlich sicher mit Ärzten kommunizieren zu können.

Schwierig mit B1: Schnell ein Problem mit der Ärztin klären

B1 bedeutet, die Sprache so zu beherrschen, dass man in alltäglichen Situationen zurechtkommt (Einkauf, Verkehr, Urlaub, etc.). Aber in einer Pflegeeinrichtung sei Fachlichkeit gefragt. Außerdem seien Präzision im Ausdruck etwa in Notfällen sowie schnelles Eingreifen und klare Kommunikation notwendig. Lux: „Wenn jemand sprachlich unsicher ist, steigt die Gefahr von Verwechslungen, Medikamentenfehlern und Missverständnissen. Insbesondere in Notfallsituationen, wo der Stresslevel hoch und schnelles Handeln erforderlich ist. Im Alltag sind häufig Sachverhalte mit der Apotheke, der Hausärztin oder dem Physiotherapeuten schnell am Telefon abzuklären. Das fällt ohne eine gewisse Sprachroutine und Kenntnisse der Fachsprache schwer.“        

Drei weitere Argumente, die die DBfK-Präsidentin gegen eine vorzeitige vorläufige Anerkennung auf B1-Niveau ins Feld führt:

  • B1 und B2 sind grundsätzlich wenig aussagekräftige Kategorien. Die Sprachschulen, die die Zertifikate ausgeben, müssen nirgends akkreditiert sein und unterliegen keiner Kontrolle. "Bei vielen ausländischen Pflegekräften dauert es oft sehr lange, bis sie ein Visum erhalten und nach Deutschland einreisen dürfen. Das bedeutet: Sie haben ihren Sprachkurs vielleicht schon vor Monaten absolviert. Wenn ein längerer der Zeitraum von der Sprachprüfung bis zur Ausreise liegt, geht das Erlernte wieder vergessen."
  • Mit Einführung der neuen Personalbemessung (PeBeM) soll die Fachkraftquote abgesenkt und die Hilfskraftquote angehoben werden. "Das bedeutet, in der Tendenz werden wir weniger Pflegefachpersonen in den Einrichtungen haben. Diejenigen, die wir dann haben, müssen die deutsche Sprache sowie die Fachsprache sicher beherrschen", sagt Lux.
  • Gelegentlich heißt es, die Pflegefachkräfte könnten sich – so wie die Ärzte – in internationalen Teams untereinander auf Englisch verständigen. "Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass viele Pflegende in Deutschland die englische Sprache nicht auf einem dafür notwendigen Level beherrschen. Für die Ärzte ist es einfacher, weil sie Fachartikel auf Englisch lesen müssen, Forschungsarbeiten sowie Artikel veröffentlichen und oft auch einige Monate in einem englischsprachigen Land gearbeitet haben." 

Aus all diesen Gründen unterstützt Vera Lux die Position der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung (GQMG), deren Mitglied sie bis 2023 war: Die GQGM hat schon 2020 in einem Positionspapier an die Politik appelliert, die Berufsanerkennung als Pflegefachkräften künftig vom Sprachniveau C1 abhängig zu machen.

Kirsten Gaede

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