Zeitarbeit – jeder braucht sie, keiner will sie
Zeitarbeit ist ein Daueraufreger in der Pflege. In den letzten Wochen hagelte es Kritik von Verbänden und Einrichtungen. Care vor9 wollte es genau wissen und befragte seine Leser. An unserer Umfrage nahmen knapp 200 Pflege-Experten aus der Praxis teil. Ergebnis: Ohne Zeitarbeiter kommt kaum jemand aus, doch zufrieden damit sind nur die wenigsten. Das Urteil der Einrichtungen ist eine Ohrfeige für die Personaldienstleister.
PARTNERKRAFT
IT- Strategie und IT-Management werden idealerweise immer direkt mitgedacht und sind integraler Bestandteil der Managementprozesse. Gut, wenn also alles ineinandergreift. Innerhalb der Curacon-Unternehmensgruppe ist Sanovis Ihr starker IT-Strategie-Partner für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft.
Zeitarbeit ist in der Pflege allgegenwärtig. 93 Prozent der Teilnehmer der Umfrage von Care vor9 haben schon einmal die Dienste von Zeitarbeitsfirmen in Anspruch genommen. Nur eine kleine Minderheit von sieben Prozent kam bislang ohne sie aus.
Das Zeugnis der Pflegeeinrichtungen für die auf Zeit überlassenen Arbeitskräfte fällt denkbar schlecht aus. Sehr zufrieden sind nur fünf Prozent, zufrieden äußern sich zwölf Prozent. Mehr als die Hälfte (51%) urteilen "geht so" und jeder Dritte (33%) ist nach seinen Erfahrungen unzufrieden.
Leiharbeit ist vielen Einrichtungen zu teuer
Ein Punkt, den Pflegeeinrichtungen bei Zeitarbeitsfirmen immer wieder kritisieren, sind die hohen Kosten. Die Umfrageteilnehmer berichten über Stundensätze bis zu 80 Euro. Einer nannte es schlichtweg "Abzocke", ein anderer kommentierte: "Leasing ist nur eine Geldmaschine für die Betreiber der Firmen. Um das Wohl der betreuten Personen geht es dort niemanden, lediglich um das schnelle Geld." Hinzu kommen Klagen der Pflegemanager über mangelnde Effizienz, weil die Leiharbeiter die Abläufe in der Einrichtung nicht kennen würden und entsprechend länger zur Erledigung bestimmter Arbeitsschritte bräuchten.
Qualität von Leiharbeitern passt oft nicht
In den Kommentaren zur Umfrage gibt es auffallend viele Beschwerden über die Qualität der überlassenen Arbeitnehmer. Das betrifft sowohl die Qualifikation als auch das individuelle Verhalten. "Es gehen nicht unbedingt qualifizierte Mitarbeiter in die Leiharbeit, vielen geht es nur ums Geld", urteilt ein Umfrageteilnehmer. Für viele Einrichtungen ist es im Vorhinein offenbar nicht möglich, die Qualität des Personals zu überprüfen oder zu beurteilen.
Die Integration von Zeitarbeitskräften ins eigene Team gelingt nach Aussagen der Praktiker nur in den wenigsten Fällen. Den ausgeliehenen Mitarbeitern wird in vielen Fällen vorgehalten, keine Bindung zur Einrichtung zu haben, weniger Einsatz zu bringen und bei der Dienstplangestaltung Rosinenpickerei zu betreiben. Und mit der Zuverlässigkeit gebe es ebenfalls öfter Probleme.
Es gibt aber auch positive Aussagen von Einrichtungen zur Arbeitsqualität. "Die Leiharbeiter sind überwiegend sehr gut, leider sehr teuer und es besteht immer die Gefahr, dass Stammmitarbeiter abgeworben werden", schreibt ein Umfrageteilnehmer.
Über ein Verbot der Leiharbeit wird diskutiert
"Ich persönlich bin überzeugt, dass wir keinen so eklatanten Personalmangel in der Pflege hätten, wenn die Leiharbeit in dieser Branche verboten wäre", formuliert ein Kritiker. Für andere ist Leiharbeit unumgänglich: "Leiharbeit musste gebucht werden, um die Fachkraftquote zu erfüllen." Ein weiterer meint, stationäre Pflegeeinrichtungen seien inzwischen ständig auf Leasingpersonal angewiesen, und dabei gehe es schon lange nicht mehr um die Kompensation von Arbeitsspitzen.
Ein Umfrageteilnehmer nimmt hingegen die eigene Zunft in die Pflicht: "Wenn die Einrichtungen es nicht schaffen, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass die Menschen zufrieden sind, was den Leihfirmen offensichtlich gelingt, dann kann ich nur sagen: Selbst schuld."
Frank Winter