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13. März 2025 | 21:00 Uhr
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Mailen

Verdi-Forderung bedeutet 15 Prozent höhere Personalkosten

Würde sich Verdi mit seinen Forderungen durchsetzen, bedeutete dies circa 15 Prozent mehr Personalkosten für kommunale Pflegeheimbetreiber. Dies hat der Chef der Märkischen Gesundheitsholding in Lüdenscheid, Matthias Germer, ausgerechnet. Weil die Arbeitgeber auch in der zweiten Tarifrunde nicht auf die Vorstellungen von Verdi eingegangen sind, hat die Gewerkschaft gestern zum dritten Warnstreik in der Branche – beispielsweise in Hannover – aufgerufen.

Es sind auch die Forderungen nach mehr Zuschlägen und Zulagen, die die Personalkosten in die Höhe treiben würden   

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"Eine Kalkulation zu den Auswirkungen bei einer Umsetzung der Verdi-Forderung ergab, dass es hierbei in unserem Unternehmen insgesamt zu Mehrkosten von circa 15,3 Prozent bei den Personalkosten im Jahr 2025 kommen würde", sagt Germer gegenüber Care vor9. "Circa neun Prozent über höhere Monatsgehälter, der Rest entfällt auf höhere Zeitzuschläge, höhere Schichtzulagen und zusätzliche freie Tage."

Die höheren Gehälter können zwar in den Pflegesatzverhandlungen geltend gemacht werden. "Doch die Kosten wären bei uns überwiegend erstmal nicht gedeckt und können erst in der nächsten Pflegesatzrunde ab 1. August voll geltend gemacht werden", sagt Germer. Das Problem sei, dass es bei den Tarifabschlüssen keine zeitliche Kongruenz gebe zu den Laufzeiten und Verhandlungen der Pflegesätze. "Wir hätten also sieben Monate lang erheblich ungedeckte Kosten. Auch wird es dann schwierige Bewertungsfragen geben, bei allen Kosten, die nicht direkt die Monatsvergütung betreffen, insbesondere Zusatzfrei. Es müssten dann eigentlich die Personalanhaltszahlen angepasst werden."

Einrichtungen müssten mehr Personal einstellen  

Ein fast noch größeres Problem als die fehlende Kongruenz zu den Pflegesatzverhandlungen, sind die Neueinstellungen, die durch die zusätzlichen freien Tage und bezahlte Pausen notwendig würden. "Wo soll ich denn das Personal herkriegen? Ich bekomme doch jetzt schon kaum Personal", sagt Helmut Wallrafen, Geschäftsführer der Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach. 

"Aber selbst wenn ich einige neue Mitarbeiter finden sollte: Das bedeutet, dass wir uns mit noch mehr individuellen Arbeitszeitwünschen auseinandersetzen müssen", so Wallrafen. "In der Verwaltung ist das vielleicht kein Thema, aber wir haben Bewohner, die morgens zu bestimmten Zeiten aufstehen wollen. Wenn dann auch viele der neuen Kolleginnen wegen der Kinder erst später anfangen können, wird es eng. Ein Gewerkschaftsreferent sagte mir: 'Daran müssen sich die Alten eben gewöhnen, dass sie gepflegt werden, wenn das Personal Zeit hat.' Aber solch eine Haltung finde ich schon sehr zynisch."  

Die Verdi-Forderung nach mehr Freizeit kann aber auch dazu führen, dass Träger vermehrt Leiharbeiter beschäftigen müssen. "Doch die Mehrkosten für Zeitarbeit bekommen wir nicht finanziert", sagt Germer. Interessanterweise ist Verdi kein Gegner von Leiharbeit, obgleich bekannt ist, dass sie – verstärkt genutzt – erfahrungsgemäß die Stimmung in der Belegschaft beeinträchtigt.

Pflegeeinrichtungen werden kaum bestreikt

Von den momentanen Warnstreiks sind die kommunalen Betreiber allerdings nur wenig betroffen. In den Städtischen Alten- und Pflegezentren in Hannover, wo vergleichsweise viele Mitarbeiter bei Verdi organisiert sind, sei die Beteiligung dieses Mal nur in einer Einrichtung relativ hoch, berichtet Betriebsleiter Sascha Sattler. "Aber da sind es hauptsächlich die Betreuung, die Reinigung und die Haustechnik und kaum Pflegekräfte. Trotzdem ist es gut, dass wir mit Verdi Personalmindestmengen vereinbart haben."

Und der Werkleiter der Altenhilfe der Stadt Augsburg, Kristian Greite, berichtet: "Sämtliche Ämter, Einrichtungen und Betriebe der Stadt Augsburg sind gestern bestreikt worden. Allerdings hat dies auf uns auch dieses Mal so gut wie keinen Einfluss gehabt, wir waren quasi im Normalbetrieb, weil Verdi in unseren Einrichtungen nicht wirklich stark organisiert ist."

Wenn die Tarifverhandlungen auch nur die rar gesäten kommunalen Pflegeeinrichtungen betreffen: Die Verhandlungsergebnisse sind inzwischen für alle Träger relevant. Caritas und Diakonie orientieren sich schon seit Jahren am TVöD, seit Einführung der Tariftreueregelung müssen auch vermehrt private Altenpflegeträger den TVöD berücksichtigen. 

Kirsten Gaede  

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