Selbst Pflegehilfskräfte sind inzwischen schwer zu finden
Bisher ist vor allem von einem Fachkräftemangel in der Pflege die Rede. Doch eine Umfrage der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) unter ihren Mitgliedern, zu denen auch Pflegeheime zählen, zeigt: Fast 68 Prozent der Geschäftsführungen klagen über Schwierigkeiten, Pflegehilfskräfte zu finden. Bei den Pflegefachkräften ist der Mangel nach wie vor extremer, hier sprechen 87,8 Prozent der Befragten davon, dass es schwierig oder eher schwierig sei, offene Stellen zu besetzen.
Auch Pflege-Azubis fehlen: 62,5 Prozent der Geschäftsführungen haben Schwierigkeiten ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Selbst in der Hauswirtschaft, Technik und Verwaltung klagen gut 53 Prozent über Probleme bei der Stellenbesetzung. "Diese Zahlen machen deutlich, dass sich bei den Pflegeeinrichtungen aus dem Fachkräftemangel mittlerweile ein genereller Personalmangel entwickelt hat", resümiert die BWKG. Die Krankenhausgesellschaft hat 657 stationäre Pflegeeinrichtungen befragt, von denen 324 geantwortet haben. Dass Krankenhausgesellschaften auch Pflegeheime vertreten, ist ungewöhnlich. Der Vorstand hat jedoch schon in den 90er Jahren entschieden, dass die BWKG auch Einrichtungen der stationären Altenpflege vertreten soll.
Die BWKG schätzt, dass mindestens zehn Prozent der Plätze in den Pflegeheimen allein wegen des Personalmangels nicht belegt werden können. "Es muss alles getan werden, damit die Pflegeeinrichtungen genügend Personal auf dem Arbeitsmarkt finden können", fordert der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Heiner Scheffold, der auch Landrat des Alb-Donau-Kreises ist. Dazu gehöre neben der Ausbildung von Pflegefachkräften auch, die Ausbildung von Pflegehilfskräften zu verstärken, die Anerkennung ausländischer Mitarbeiter zu beschleunigen und den Bürokratieabbau nicht nur anzukündigen, sondern auch umzusetzen.
50,6 Prozent der Heime haben 2023 rote Zahlen geschrieben
Ein weiteres beunruhigendes Ergebnis der Umfrage, die unter dem Titel BWKG-Indikator, zweimal jährlich stattfindet: 50,6 Prozent der Pflegeeinrichtungen haben 2023 mit roten Zahlen abgeschlossen, für 2024 prognostizieren 38 Prozent rote Zahlen. "Wenn Pflegeeinrichtungen rote Zahlen schreiben, dann stimmt etwas bei der Pflegeheimfinanzierung nicht", so Scheffold. Die Finanzierung der Pflegeeinrichtungen müsse "ganz grundlegend" überprüft und überarbeitet werden.
BWKG fordert bei der Finanzierung einen "Sockel-Spitze-Tausch“
Dabei sei darauf zu achten, dass die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen nicht überfordert werden. Der Eigenanteil müsse stabil und planbar sein, Mehrkosten sollten solidarisch finanziert werden, fordert Scheffold. Dies könne aber nicht allein von der Pflegeversicherung getragen werden, notwendig seien staatliche Zuschüsse und ein Paradigmenwechsel im System der Pflegeversicherung: nämlich ein "Sockel-Spitze-Tausch“, bei dem die Eigenanteile der Pflegebedürftigen begrenzt werden und die Solidargemeinschaft die Kostensteigerungen trägt.
Kirsten Gaede