Renditen von Pflegeeinrichtungen fast auf Null
Die wirtschaftliche Lage vieler Pflegeheime hat sich im Geschäftsjahr 2023 erneut erheblich verschlechtert. Fast die Hälfte der Pflegeeinrichtungen arbeitet defizitär, und die durchschnittlichen Renditen sinken auf nahe Null, zeigt die Auswertung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon. Hauptursachen sind steigende Personal- und Betriebskosten sowie der zunehmende Personalmangel, der die Pflegebranche massiv unter Druck setzt.
Telematikinfrastruktur: Eine Branche unter Druck
Die Pflegebranche steht unter großem Druck: Personalmangel, Tariflohnbindung und wachsende Anforderungen erschweren den Alltag vieler Pflegedienste. In dieser Situation könnte die Telematikinfrastruktur (TI) den entscheidenden Unterschied machen, um den Arbeitsalltag zu erleichtern und die Versorgungsqualität zu verbessern. Allerdings ist der Weg dorthin anspruchsvoll – und die damit verbundenen Anforderungen dürfen keinesfalls unterschätzt werden. Care vor9
Der Umsatz in der stationären Altenpflege ist im vergangenen zwar um fast sechs Prozent gestiegen und auch die ambulanten Dienste konnten laut Curacon um rund fünf Prozent zulegen. Die Wirtschaftlichkeit zeigt jedoch ein anderes Bild. Die durchschnittliche Umsatzrendite in der stationären Altenhilfe ist nahezu auf Null gesunken und liegt laut den Berechnungen der Wirtschaftsprüfer nur noch bei 0,1 Prozent. Auch in der ambulanten Altenhilfe sank die Rendite weiter auf 1,1 Prozent.
Ergänzend zur Auswertung der Bilanzen hat Curacon Einrichtungen befragt. Danach sagen 46 Prozent der stationären Einrichtungen, dass sie defizitär arbeiten, unter den ambulanten Diensten sind es sogar 51 Prozent. In beiden Fällen bedeutet das eine weitere Zunahme gegenüber dem Vorjahr.
"Der Pflegemarkt steht besonders durch die demografische Entwicklung, der Notwendigkeit zur Digitalisierung sowie den Investitionsbedarf zur energetischen Sanierung vor großen Herausforderungen", heißt es in der Curacon-Analyse. Durch eine unzureichende Refinanzierung von Kostensteigerungen gerieten allerdings immer mehr Pflegeeinrichtungen in wirtschaftliche Schieflage.
Der Personalmangel stelle eines der größten Probleme in der Altenhilfe dar, so die Wirtschaftsprüfer. Viele Pflegeheime müssten zwischen der Reduzierung ihrer Belegung und der Nutzung von teurem Fremdpersonal abwägen. "Beides führt zu sinkenden Einnahmen oder erhöhten Kosten, die die wirtschaftliche Stabilität gefährden. Ein weiteres Problem sind die steigenden Betriebsausgaben, die nicht ausreichend durch die Pflegeversicherung refinanziert werden." Die bestehenden finanziellen Engpässe erforderten rasche Lösungen der Politik.
Curacon hat für die Einordnung der wirtschaftlichen Lage die Daten aus Prüfungen bei über 2.000 Mandanten aus der Gesundheits- und Sozialwirtschaft sowie den veröffentlichten Kennzahlen weiterer Einrichtungen.
Thomas Hartung