Pflegegruppe Villa Vitalia meldet Insolvenz an
Das neue Jahr beginnt mit einer weiteren Pleite in der Pflege. Die seit über 20 Jahren aktive Villa-Vitalia-Gruppe mit rund 500 Mitarbeitern hat am 27. Dezember beim Amtsgericht Schwerin einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Betroffen sind 15 Unternehmen, unter anderem die stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen des Unternehmens. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Malte Köster bestellt, der auch die Insolvenzen von Convivo und der Hansa-Gruppe übernommen hatte.
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Der Fokus in der ersten Phase des vorläufigen Verfahrens liege darauf, die Pflege und Versorgung in den fünf stationären Einrichtungen der Gruppe sowie im zugehörigen ambulanten Dienst Cairful mit neun Standorten in Deutschland sicherzustellen, so Insolvenzverwalter Köster. "Aktuell laufen Pflege und Versorgung weiter. Die Gehälter der Beschäftigten sind bis einschließlich Februar 2024 über das Insolvenzgeld abgesichert", heißt es in einer Pressemitteilung.
Insolvenzanträge für 18 Gesellschaften
Insgesamt wurden für 18 Gesellschaften der Unternehmensgruppe Insolvenzanträge gestellt. Neben dem stationären und ambulanten Pflegebereich betreffen diese Insolvenzanträge auch die Fidus Hausverwaltung, die Villa Vitalia Consulting sowie die AKM Planungs-, Bau- und Projektentwicklungsgesellschaft. Die weiteren Aktivitäten der Gruppe im Bereich Pflegeimmobilien seien von den Insolvenzanträgen aktuell nicht betroffen, heißt es.
Villa Vitalia ist seit über 20 Jahren im Pflegemarkt mit Seniorenimmobilien und Projektentwicklung sowie in der stationären und ambulanten Pflege tätig. Zu der Gruppe zählen fünf stationäre Einrichtungen in Norddeutschland in Kirchgellersen, Seevetal/Maschen, Boizenburg, Brunsbüttel und Weißenstadt mit insgesamt rund 250 Beschäftigten sowie mehrere in der Marke Cairful zusammengefasste Gesellschaften der ambulanten Pflege mit rund 200 Beschäftigten.
Strukturkrise führte zu wirtschaftliche Schieflage
"Wir haben uns lange gegen die Branchenkrise gestemmt. Letztlich mussten wir erkennen, dass es nicht reicht", sagt Wolfgang Röhr, Gründer und Vorstand der Villa Vitalia AG. "Der Schritt, die Restrukturierung der Gruppe unter dem Schutz des Insolvenzrechts fortzusetzen, ist uns schwergefallen. Aber die Zahlen sprechen nun einmal eine eindeutige Sprache." Eine wesentliche Ursache der finanziellen Schieflage der Villa-Vitalia-Gruppe sei die aktuelle Strukturkrise im Pflegesektor. Fachkräftemangel, zu niedrige Belegungszahlen und gestiegene Kosten hätten in der Branche zu einer zunehmenden Zahl von Insolvenzen geführt.
"Die Branchenkrise in der Pflege setzt sich fort", beobachtet Insolvenzverwalter Köster. "Gemeinsam mit der Geschäftsleitung arbeiten wir mit Hochdruck daran, die pflegerische Versorgung der Seniorinnen und Senioren in den stationären Einrichtungen und im ambulanten Pflegebereich dauerhaft sicherzustellen. Das ist jetzt das Wichtigste." Gleichzeitig sei man dabei, sich ein Bild der wirtschaftlichen Situation der Gruppe zu verschaffen. Das brauche Zeit. "Sorgfalt geht vor Schnelligkeit", so Köster.
Thomas Hartung