Liquiditätsdruck durch schleppende Pflegesatzverhandlungen
Ab März erhalten Caritas-Mitarbeiter eine Tariferhöhung. Allerdings geraten Pflegeheime zunehmend unter finanziellen Druck, weil die Pflegesatzverhandlungen nur schleppend vorangehen. Auch Pflegebedürftige sind davon betroffen. Tobias Berghoff (Foto), stellvertretender Vorsitzender des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) und Vorstand des Caritasverbands Dortmund, fordert die Kostenträger auf, die gesetzlich vorgeschriebene Sechs-Wochen-Frist einzuhalten und die Verhandlungen einfacher und unbürokratischer zu gestalten.
Die Verhandlungen zwischen Pflegeheimträgern, Pflegekassen und Sozialhilfeträgern dauern aufgrund überflüssiger Bürokratie oft mehrere Monate, bis eine Vergütungsvereinbarung abgeschlossen ist. In dieser Zeit können Arbeitgeber die Löhne weiterhin nur nach den alten Pflegesätzen abrechnen. Dadurch gehen sie in Vorleistung.
Erst wenn die Vergütungsvereinbarung gültig ist, können Pflegeheimträger die gestiegenen Kosten für die höheren Löhne bei den Bewohnern oder Sozialämtern nachfordern. "Jede Erhöhung des Pflegesatzes führt zu höheren Eigenanteilen, die von den Pflegebedürftigen getragen werden müssen", so VKAD-Funktionär Berghoff. Besonders problematisch sei dies, wenn sich Nachforderungen an Hinterbliebenen bereits verstorbener Bewohner richten.
Die Pflegeheimbetreiber tragen das daraus resultierende Liquiditätsrisiko allein. Berghoff prognostiziert düster: "Allein in Nordrhein-Westfalen haben sich mehr als 450 Anträge bei den überörtlichen Sozialhilfeträgern, den Landschaftsverbänden, angesammelt. Einige Einrichtungen werden nicht mehr existieren, bis diese abgearbeitet sind."
Thomas Hartung