Kaum Fluktuation durch Vier-Tage-Woche beim DRK Sangerhausen
Das DRK Sangerhausen in Sachsen-Anhalt hat eine Fluktuationsquote von unter einem Prozent, Leiharbeiter haben das auf Altenpflege spezialisierte Unternehmen zuletzt 2019 betreten und erst kürzlich gab es auf eine Stellenausschreibung 67 Bewerbungen. Worauf ist der Erfolg zurückzuführen? Ein Grund ist die 2024 eingeführte Vier-Tage-Woche. "Aber das allein ist es nicht, es kommen noch andere Dinge hinzu, die alle Teil eines Wertewandels sind", sagt der Vorstandsvorsitzende Andreas Claus (Foto).
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Mit seiner Ankündigung der Vier-Tage-Woche hat der DRK Kreisverband Sangerhausen am Rande des Harz in der Branche eine Menge Staub aufgewirbelt. Zumal es sich nicht um eine Mogelpackung, sondern um eine echte Vier-Tage-Woche für die rund 500 Mitarbeiter handelt: Die Arbeitszeit wurde mit der Einführung des neuen Modells im Januar 2024 nämlich von 40 auf 36 Stunden reduziert – bei vollem Lohnausgleich, was einer Lohnerhöhung von elf Prozent entsprach.
Wenn auch vor Einführung der Vier-Tage-Woche Leiharbeit und hohe Fluktuation kein Problem gewesen sind, so ist jetzt noch ein wesentlicher Effekt hinzugekommen: Die Krankmeldungen sind – Stand 30. September 2024 – um rund 25 Prozent zurückgegangen. Betrug die durchschnittlichen Ausfälle durch Arbeitsunfähigkeit (AU) vor Einführung der Vier-Tage-Woche zwölf Prozent, so ist sie jetzt auf knapp acht Prozent gesunken.
Die Einigung mit Verdi bei der Vier-Tage-Woche war kein Problem
Claus überrascht das nicht besonders: Er hat sich vorher internationale Studien zu dem Thema angeschaut – etwa aus England, Island und den USA –, und in allen Fällen lautet das Ergebnis: Die Vier-Tage-Woche erhöht die Resilienz der Mitarbeiter bei gleichbleibender Effizienz des Unternehmens. "Auch die kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Münster hat noch einmal bestätigt, dass die Vier-Tage-Woche die mentale und körperliche Gesundheit verbessert", sagt der Vorstandsvorsitzende.
Nicht immer aber scheint es leicht, Gewerkschaften für ungewöhnliche Arbeitszeitmodelle zu gewinnen – so berichten zumindest immer wieder Personaler von öffentlichen Einrichtungen. "Die Erfahrung kann ich nicht teilen", sagt Claus. "Es ist doch immer eine Frage, wie man miteinander umgeht. Die Gewerkschaft Verdi und wir als DRK sind beide der Meinung, dass es wichtig ist, die Arbeitswelt neu zu organisieren, wenn man positive Beschäftigungseffekte erzielen möchte. Letztlich muss der Wurm dem Fisch schmecken."
Gesundheitsprämie für jeden Monat ohne Krankmeldung
Claus möchte die erfolgreiche Personalarbeit des DRK Sangerhausen aber nicht auf die Vier-Tage-Woche reduziert sehen. "Wir setzen uns seit sieben Jahren für eine sinnstiftende und werteorientierte Personalarbeit ein, mit attraktiven Bedingungen für die Beschäftigten. So gibt es schon lange vor Einführung der Vier-Tage-Woche keine Leiharbeit mehr in unseren Einrichtungen, auch unsere Fluktuationsquote liegt schon länger unter einem Prozent."
Was genau das DRK Sangerhausen seinen Mitarbeitern außerdem bietet, ist auch auf der Website als Zwölf-Punkte-Programm für Bewerber aufgeführt. Dazu gehören etwa:
- eine Gesundheitsprämie für jeden Monat, in dem sich ein Mitarbeiter nicht krank meldet
- Bonus-Zahlungen bei besonderer Flexibilität
- eine DRK-Gesundheitskarte, damit Mitarbeiter schneller Facharzttermine erhalten
- Langzeitarbeitskonten
- Fahrrad oder E-Bike
Das DRK Sangerhausen betreibt unter anderem fünf stationäre Pflegeeinrichtungen, Betreutes Wohnen, eine Tagespflege und einen Pflegedienst.
Kirsten Gaede