Johanneswerk-Chef legt sich im ZDF mit Alice Weidel an
Bodo de Vries (Foto), Geschäftsführer vom Evangelischen Johanneswerk, einem großen diakonischen Träger, war einer der geladenen Bürger, die in ZDF-Sendung "Klartext" die Möglichkeit hatten, Fragen an die Kanzlerkandidaten zu richten. Begleitet von einer georgischen Pflegekraft, fragte er Alice Weidel (AfD), wie sie sich die Zukunft der Pflege ohne Zuwanderung vorstelle. Was folgte, war ein scharfer Schlagabtausch.

ZDF
Johanneswerk-Chef Bodo de Fries und eine georgische Pflegemitarbeiterin diskutieren mit AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel; links Moderator Christian Sievers
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Laut "Süddeutscher Zeitung" hat Bodo de Vries sowohl den stärksten Angriff als auch den besten Konter geliefert. In der Tat hat er sich nicht von Alice Weidels besänftigenden Bemerkungen der Art "Wer sich gut integriert, kann bleiben" abspeisen lassen und sagte: "Mir reichen aber Ihre Antworten nicht und die Wertschätzung, die bei ihnen rüberkommt, das ist nicht das, was ich von Ihrer Partei erlebe. Ich erlebe genau das Gegenteil von Wertschätzung. Wir verlieren fast ein Drittel unserer Mitarbeiter, die Babyboomer. Wir sind stolz darauf, dass sie mit 95 Nationen 24 Stunden am Tag die Arbeit stemmen. Wir brauchen mehr Migration und nicht weniger. Und das hat mit Remigration, für die Sie stehen, überhaupt nichts zu tun."
Weidel antwortete darauf wenig gelassen: "Ich habe den Eindruck, dass Sie mir nicht zugehört haben, dass Sie unser Wahlprogramm nicht gelesen haben, und dass sie das, was sie gerade sagen, auswendig gelernt haben."
Alice Weidel verstrickt sich in Widersprüche
Im Verlauf des Schlagabtausches verweisen de Vries und der Moderator mehrmals auf den Widerspruch ihrer Besänftigung: Die AfD wolle laut Wahlprogramm die Duldung abschaffen, so stehe es unmissverständlich im AfD-Wahlprogramm. Viele gut integrierte Migranten besäßen aber einen Duldungsstatus. Um zu illustrieren, dass Geduldete gut integriert sein können, übergab er das Wort an seine georgische Mitarbeiterin. Die schilderte dann, wie schwer der Duldungsstatus es ihr mache, ihre Zukunft in Deutschland zu planen, etwa eine Ausbildung zu beginnen.
Dazu sagte Alice Weidel, dass eine so gut integrierte Frau selbstverständlich bleiben könne. Sie beharrte geradezu darauf. Dass ihre Aussage dem AfD-Wahlprogramm widerspricht, schien ihr nicht aufzufallen. "Die Mitarbeiterin ist definitiv von Abschiebung bedroht, denn die Duldung läuft bald aus", sagte de Vries. "Sie hat bei uns einen unbefristeten Arbeitsvertrag, aber dass wir sie nicht richtig an uns binden, ihr keine Ausbildung anbieten können, ist einfach unerträglich." De Vries sagt oft "unerträglich", auch angesichts der Tatsache, dass bis zur nächsten Legislaturperiode 130.000 Pflegekräfte fehlen würden – und die AfD gleichzeitig ständig von "Remigration" rede.
Migrationsdebatte belastet ausländische Kollegen
Die ständige Migrationsdebatte mache den internationalen Pflegekräften Angst. "Das merken wir richtig"; sagte de Vries. "Sie werden in Mithaftung genommen, nur weil jemand, der ebenfalls zugewandert ist, fürchterliche, strafbare Dinge tut. Das belastet unsere Kolleginnen und Kollegen, wenn das im Wahlkampf von einigen Parteien in enormer Oberflächlichkeit diskutiert wird, nur um Stimmen zu gewinnen."
Über Bodo de Vries
Der Sozialwissenschaftler Bodo de Vries ist einer von vier Geschäftsführern des Evangelischen Johanneswerks in Nordrhein-Westfalen mit den Schwerpunkten Altenhilfe und Wiedereingliederungshilfe. Zur Altenhilfe gehören unter anderem 37 Pflegeheime sowie Kurzzeit- und Tagespflegeeinrichtungen. Seit vielen Jahren sitzt de Vries im Vorstand des Deutscher Evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege (Devap).
Die Sendung "Klartext" steht auf der ZDF-Website noch zum Abspielen bereit. Die Episode mit de Vries und Alice Weidel läuft ungefähr ab einer Stunde und 20 Minuten. Die gesamte Sendung dauert 2 Stunden und 21 Minuten.
Kirsten Gaede