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16. August 2024 | 07:36 Uhr
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Haltet die Pflegekräfte, wenn sie ins Rentenalter kommen!

Sicherlich: Pflegeeinrichtungen können Pflegekräfte bei ihrer Konkurrenz mit Prämien abwerben oder in Albanien, der Türkei oder Übersee anwerben. Sie können sich aber auch im eigenen Haus umschauen: Nicht wenige Pflegekräfte über 60 haben Interesse, nach dem Renteneintritt weiterzuarbeiten. Leitungskräfte sprechen sie deshalb immer häufiger gezielt an – oder werden von den Fachkräften angesprochen, wie die Stiftung Liebenau von Elvira Stempfle-Cannello (Foto).

Stiftung Liebenau_AGH Weingarten_Elvira Stempfle-Cannello

Elvira Stempfle-Cannello, Pflegefachkraft in der Stiftung Liebenau, geht Ende 2025 in Rente, anschließend möchte sie zwei Tage pro Woche weiterarbeiten.

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Auf dem Pflegekongress im Januar in Berlin ging es wie immer auf solchen Veranstaltungen auch um den Fachkräftemangel. Eine Pflegedirektorin erzählte, dass sie älteren Mitarbeitern anbietet, auch nach dem Renteneintritt weiterzuarbeiten. Das klingt so naheliegend, dass man sich fragt, ob nicht schon vorher jemand auf die Idee gekommen ist.

Tatsächlich hat die ehemalige Pflegedirektorin der Charité Hedwig François-Kettner schon vor gut 30 Jahren angefangen, in den Abschiedsgesprächen die Frage nach einer Weiterbeschäftigung zu stellen und für den rund 200 Pflegekräfte umfassenden Rentner-Pool extra eine Koordinatorin beauftragt. Doch es muss nicht gleich ein Pool sein. Das Charmante an diesem Personalakquise-Instrument: Es ist absolut unkompliziert, verursacht keine Kosten und Einrichtungen jeder Art und Größe können es nutzen.

Manch eine Pflegekraft ist auch mit Mitte 60 noch fit

So arbeiten in der Rehaklinik in Wartenberg (Bayern) rund 100 Pflegekräfte, davon sind vier bis fünf bereits im Renteneintrittsalter, manch eine ist schon über 70. Auch in den 39 Pflegeheimen der Stiftung Liebenau in Baden-Württemberg und Bayern arbeiten an zahlreichen Standort ein bis zwei Pflegekräfte im Rentenalter. "Natürlich ist die Pflege ein körperlich und psychisch fordernder Beruf, aber wir haben immer wieder Mitarbeiter, die auch mit über 60 noch sehr fit sind und sagen, dass sie sich noch nicht reif für den Ruhestand fühlen. Das nutzen wir sehr gern, egal, ob es sich um Fachkräfte oder Pflegehelfer handelt", sagt Bernd Reik, Regionalleiter bei der Stiftung Liebenau.

Senior-Pflegekräfte sind oft echte Stimmungsaufheller

Der Geschäftsführer der Klinik Wartenberg, Constantin von Stechow, hält es ohnehin für eine Legende, dass Pflegekräfte ab 50 grundsätzlich völlig ausgezehrt sind. "Einige lieben ihren Job und sind auch noch ziemlich fit. Die freuen sich richtig, wenn man sie fragt, ob sie noch weitermachen möchten." Von Stechow beobachtet, was François-Kettner schon in den 90ern aufgefallen ist: "Diejenigen, die über das Renteneintrittsalter hinaus arbeiten, sind richtig guter Stimmung und eine echte Stütze. Es ist sind nicht die Typen, die ständig sagen, früher sei eh alles besser gewesen." Gerade in Teams, in denen Pflegekräfte dazu neigen, sich gegenseitig runterziehen, hellen die älteren Pflegekräfte mit ihrer Erfahrung und Gelassenheit oft die Stimmung auf. 

Für die 64-jährige Elvira Stempfle-Cannello, Pflegefachkraft in der Stiftung Liebenau, ist die Möglichkeit, Zuversicht zu spenden, sogar ein entscheidender Grund, weshalb sie auch über das Renteneintrittsalter hinaus voraussichtlich noch zwei Tage die Woche weiterarbeiten wird: "Ich möchte den jungen Menschen mitgeben, dass sie immer positiv gestimmt zur Arbeit gehen, auf die vielen schönen Seiten dieses Berufs und auf eine gute Kommunikation im Team achten sollen.“               

Von Sitzwache bis Praxisanleitung – alles ist möglich

Ob zwei Tage pro Woche, wie sie Stempfle-Cannello plant, oder gelegentlich einen Vormittag – Umfang und auch Aufgabenbereiche der Senior-Pflegekräfte lassen sich völlig flexibel gestalten. François-Kettner war früher viel als Sitzwache beschäftigt bei Patienten, die fixiert wurden wegen Selbst- oder Fremdgefährdung. Einige haben aber auch den Telefondienst übernommen oder ganz normal im Stationsalltag mitgearbeitet. "Man schaut am besten, welche Kapazitäten und Fähigkeiten die Einzelne – oder vielleicht auch der Einzelne – hat. Ich habe auch Mitarbeiterinnen erlebt, die im Alter wunderbare Praxisanleiterinnen waren."

In vielen Fällen sind die Pflegekräfte im Rentenalter auf Minijob-Basis für 538 Euro im Monat beschäftigt. In der Stiftung Liebenau gibt es aber auch welche, die zehn bis 15 Stunden die Woche arbeiten. Auch ein Einsatz von nur vier Stunden pro Tag ist möglich oder ein Modell der Art "jeden Freitagnachmittag".       

"Wir beobachten, dass das Interesse zunimmt, vor zehn Jahren war es nicht so ausgeprägt", sagt Reik. "Aber vielleicht sind wir damals einfach auch noch nicht so entschieden auf unsere Mitarbeiter zugegangen."

Kirsten Gaede

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