Größter diakonischer Träger Sachsen-Anhalts insolvent
Die Pfeifferschen Stiftungen, der größte diakonische Träger in Sachsen-Anhalt, haben zur Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen Situation Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt und ein Schutzschirmverfahren eingeleitet. Der Betrieb aller Einrichtungen, einschließlich der Pflegeheime, läuft weiter. Ein Expertenteam soll in den kommenden zwölf Monaten ein Zukunftskonzept erarbeiten. Ziel ist es, die diakonischen Angebote langfristig zu sichern und gleichzeitig die Interessen der Gläubiger zu wahren.
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Das Amtsgericht Magdeburg hat dem Antrag der Pfeifferschen Stiftungen auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens stattgegeben. Innerhalb von zwölf Monaten soll ein Sanierungskonzept erarbeitet werden, das die Zukunft der Einrichtungen langfristig sichert. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Rechtsanwalt Lucas Flöther bestellt. Der Geschäftsbetrieb aller Tochtergesellschaften und Einrichtungen, darunter fünf stationäre Pflegeheime, Quartiere mit Betreutem Wohnen, Senioren-WGs, Service-Wohnen, Intensivpflege und ambulante Pflege, läuft uneingeschränkt weiter. Die Zahlung der Löhne und Gehälter ist sichergestellt.
Steigende Sach- und Personalkosten ohne ausreichende Gegenfinanzierung sowie zusätzliche strukturelle Anforderungen haben die Pfeifferschen Stiftungen in eine wirtschaftliche Schieflage gebracht. Ulrike Petermann, Theologisches Vorstandsmitglied, betont: "Unsere oberste Priorität ist die Aufrechterhaltung unserer Angebote und Dienste. Das ist unser diakonischer Auftrag für die Menschen, die auf unsere Pflege, Betreuung und medizinische Versorgung angewiesen sind". Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt unterstützt den Prozess, wie Finanzminister Michael Richter bestätigt: "Wir wissen um die Bedeutung der Pfeifferschen Stiftungen. Über die Investitionsbank Sachsen-Anhalt leisten wir Unterstützung".
Vorstandswechsel kurz vor dem Schutzschirmverfahren
Die wirtschaftliche Schieflage der Pfeifferschen Stiftungen hatte sich offenbar schon länger abgezeichnet. Kurz vor Weihnachten berief das Kuratorium den Management-Experten und Interimsmanager der Klinikmanagementberatung, Lars Timm, zum neuen Vorstandsmitglied. Er sollte ein wirtschaftliches Zukunftskonzept entwickeln. Am 9. Januar wurde der bisherige kaufmännische Vorstand Michael Saffé mit sofortiger Wirkung abberufen. Nur elf Tage später meldeten die Stiftungen Insolvenz in Eigenverwaltung an.
Ein Expertenteam um Jens Peukert von der Unternehmensberatung Lohfert & Lohfert und Gunnar Müller-Henneberg von der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft begleitet die Sanierung. "Unsere Aufgabe ist es, auf Basis einer fundierten Analyse ein nachhaltiges und tragfähiges Konzept zu entwickeln", erklärt Peukert. Sachwalter Flöther ist optimistisch: "Stiftungen spielen eine bedeutende gesellschaftliche Rolle. Im Schutzschirmverfahren sehen wir gute Chancen, tragfähige Lösungen zu entwickeln." Gemeinsam mit Partnern aus Politik und Wirtschaft soll in den kommenden Monaten ein umfassendes Zukunftskonzept erarbeitet werden, das die diakonischen Angebote langfristig sichert.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1889 haben sich die Pfeifferschen Stiftungen als zentraler sozialer Träger in Sachsen-Anhalt etabliert. Mit rund 2.000 Mitarbeitern decken sie ein breites Spektrum an medizinischen, pflegerischen und sozialen Angeboten ab, darunter ein überregional anerkanntes Hospiz- und Palliativzentrum.
Thomas Hartung