App Myo startet mit frischen Millionen im Pflegemarkt durch
Das Berliner Start-up Myo um CEO Jasper Böckel (Foto) hat eine kräftige Finanzspritze über 10,5 Millionen Euro erhalten. Damit soll die gleichnamige App stärker als bislang in den Pflegemarkt eingeführt und weiteres Wachstum im DACH-Raum und England erzeugt werden. Dafür sollen jetzt Marketingkapazitäten aufgebaut werden, um weitere Einrichtungen als Nutzer zu gewinnen. Gleichzeitig dient das Investorengeld zur Weiterentwicklung des Produkts um neue Module, wie etwa die Einführung eines Marktplatzes.
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Die App Myo hat sich zum Ziel gesetzt, Pflegebedürftige, Angehörige und Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen näher zusammenbringen und den Alltag dort erlebbarer und transparenter machen. So können Mitarbeiter von Seniorenheimen Bilder und Videos aus dem Leben der Bewohner an Angehörige schicken und diese wiederum Beiträge verfassen oder Videotelefonie nutzen. Die App kann zudem die Arbeit der Einrichtung erleichtern, etwa durch Kommunikation mit den Angehörigen oder auch externen Drittanbietern, wie einem Wäscheservice.
Zudem ist die App um weitere Lösungen wie beispielsweise für das Thema Essens- oder Apothekenbestellungen ergänzt worden, die die Abläufe in den Pflegeheimen deutlich verbessern sollen. So habe man bereits Schnittstellen mit Marktführern wie Apetito oder Sanacorp etabliert, um die Kommunikation für Einrichtungen weiter zu vereinfachen. "Mit der App ist das Thema Essensbestellung wirklich digitalisiert", verspricht Myo-Gründer Jasper Böckel.
Mit der App wird die Essensbestellung komplett digitalisiert
Endlich könne ohne Zettel und Stift und mit einer direkten Vernetzung der Information an die Küche der Prozess effektiv und trotzdem flexibel gestaltet werden. "Wenn aufgrund von Krankheit plötzlich das Essen storniert oder etwas geändert werden muss, geht das zuverlässig und auf Knopfdruck", so Böckel im Gespräch mit Care vor9. Zudem könnte pro Bewohner ein individuelles Profil angelegt werden, mit spezifischen Portionsgrößen oder Unverträglichkeiten, die dann grundsätzlich berücksichtigt werden. "Am Ende trägt die App dann auch dazu bei, dass weniger auf Verdacht gekocht und auch weniger weggeschmissen wird."
Besonderheit der App sei zudem der Datenschutz sowie die garantierte Privatsphäre, welche keine Einsicht von Dritten erlaubt. Die Beiträge können nur von ausgewählten Angehörigen eingesehen werden und sind weder für andere noch öffentlich zugänglich. Die Kosten für die Integration von Myo müsse von der Einrichtung getragen werden. Es sei aber jedem Haus selbst überlassen, ob diese Beträge an die Angehörigen weitergegeben werden oder nicht.
Im Schnitt würde die App, je nach Umfang der genutzten Services und der Größe der Einrichtung, zwischen 350 und 500 Euro monatlich pro Einrichtung kosten. Seit 2020 konnte Myo nach eigenen Angaben rund 400 Kunden im DACH-Raum sowie in Großbritannien gewinnen. Darunter namhafte Träger wie das DRK, die AWO oder Johanniter. Die über 30.000 Nutzer sendeten allein im letzten Jahr siebenstellige Interaktionen über die Plattform, berichtet Myo. Inzwischen hat das junge Unternehmen die erste Umsatzmillion geschafft und will laut Auskunft von Jasper Böckel im Jahr 2025 oder 2026 auch die Profitabilität erreicht haben.
Investorengeld ist für Marketing und Ausbau der Plattform zum Marktplatz vorgesehen
Mit dem jetzt gewonnenen Investorengeld soll nicht nur das Marketing aufgestockt, sondern auch in einen vollwertigen Marktplatz investiert werden, inklusive integrierter Bezahlfunktionen. "Wir wollen dezentrale Services wie den Friseur, den Ergotherapeut oder die Fußpflege anbinden und über Myo Transparenz und eine perfekte Organisation über alle Termine und Dienstleistungen der Pflegebedürftigen erreichen. Mit der digitalen Bezahllösung wird dann zudem sichergestellt, dass das Geld nachvollziehbar und sicher seinen Bestimmungsort erreicht und auch die Angehörigen sehen, dass alles korrekt läuft", verspricht Böckel.
Pascal Brückmann