AOK-Pflege-Report: riesiges Gefälle bei Pflegebedürftigkeit
Die Zahl der Pflegebedürftigen ist zwischen 2017 und 2023 extrem gestiegen – das bestätigt nach der Barmer jetzt auch die AOK: Laut AOK-Pflege-Report waren voriges Jahr 5,2 Millionen Mitglieder der gesetzlichen Pflegeversicherung pflegebedürftig. Das ist ein Anstieg von 57 Prozent und entspricht sieben Prozent aller gesetzlich Versicherten. Die höchsten Anteile gab es in Brandenburg, in manchem Landkreis bis 17 Prozent, die niedrigsten in München mit rund 3,5 Prozent.
Im bundesdeutschen Durchschnitt liegt die Pflegeprävalenz 30 Prozent über dem demographisch erwarteten Niveau. Grund dafür ist vor allem der 2017 neu eingeführte Pflegebedürftigkeitsbegriff, der mit seinen fünf Pflegegraden dazu geführt hat, das heute deutlich mehr Versicherte Anspruch auf Leistungen haben.
Richtig deutlich wird die hohe Pflegebedürftigkeit, wenn man sich die Prozentangaben für Landkreise Barnim, Prignitz und Ostprignitz-Ruppin, alle drei Brandenburg, in absoluten Zahlen vor Augen führt: Jede sechste Person, die dort lebt, ist pflegebedürftig. In München, Freising und Rosenheim, alle Bayern, ist es hingegen nur jede 27. bis 29. Person.
Zahl der Pflegebedürftigen in Leverkusen und Köln um 144 Prozent gestiegen
Wegen der Gegensätze bei der Prävalenz von einem West-Ost-Gefälle zu sprechen, wäre trotzdem nicht ganz richtig. Denn bei der Steigerungsrate (2017 bis 2023) liegen Mönchengladbach mit 124 Prozent sowie Leverkusen mit und Köln mit 144 Prozent ganz vorn. Die geringsten Steigerungsraten von unter 40 Prozent gibt es in Potsdam, Vorpommern-Rügen und Schwerin.
Der extreme Anstieg der Pflegebedürftigkeit relativiert sich übrigens, wenn man bedenkt, dass laut AOK-Pflege-Report fast 59 Prozent aller pflegebedürftigen Versicherten ausschließlich Pflegegeld erhalten. Dabei beziehen deutlich mehr Versicherte in Westdeutschland Pflegegeld; in Ostdeutschland dagegen herrschen Sach- und Kombinationsleistungen vor. Interessanterweise wird die vollstationäre Pflege von Pflegebedürftigen vor allem in Teilen Bayerns und in Schleswig-Holstein genutzt.
Worum es sonst noch geht im Report: Caring Communities und das Ehrenamt
Der Pflege-Report 2024, erarbeitet vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (Wido), befasst sich außerdem mit "Caring Communities". Die AOK hat das Thema mit einer Forsa-Umfrage flankiert. Sie zeigt, dass 64 Prozent der Babyboomer, sich grundsätzlich vorstellen können, pflegebedürftigen Menschen ehrenamtlich im Alltag in organisierten Netzwerken zu unterstützen. 43 Prozent der Babyboomer engagieren sich bereits ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen, jeder Fünfte (22 Prozent) davon unterstützt heute schon alte, kranke, pflegebedürftige Menschen oder Menschen mit Behinderung.
Kirsten Gaede