Vier Pflegekräfte aus Cham wegen versuchten Mordes angeklagt
Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat gegen vier Pflegekräfte aus dem Landkreis Cham (Ostbayern) Anklage wegen dreifachen versuchten Mordes aus Heimtücke erhoben. Ihnen wird vorgeworfen, drei Bewohnern von Seniorenheimen in Furth im Wald und Eschlkam ohne ärztliche Indikationsstellung Fentanyl-Pflaster und Morphium verabreicht zu haben – oder davon gewusst und nichts dagegen unternommen zu haben.
Die drei Heimbewohner – eine 93-Jährige, ein 92-Jähriger und ein 84-Jähriger – starben zwischen 2018 und 2023 unmittelbar nach der Verabreichung der Betäubungsmittel. An den exhumierten und obduzierten Leichen sei ein Kausalzusammenhang jedoch nicht nachweisbar, heißt es bei der Staatsanwaltschaft, unter anderem wegen "ihrer angegriffenen Gesundheitszustände". Deshalb lautet die Anklage auf versuchten Mord "in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung" und nicht auf Mord.
Auch Heimbetreiber angeklagt
Angeklagt sind der 39-jährige Betreiber und Pflegedienstleiter der beiden Heime sowie drei weitere Pflegekräfte im Alter zwischen 30 und 55 Jahren. Sie sollen zum Teil nicht selbst an der Verabreichung der Betäubungsmittel beteiligt gewesen sein. Sie hätten aber "rechtzeitig davon Kenntnis erlangt und es dennoch unterlassen, den Todeseintritt zu verhindern", so die Staatsanwaltschaft.
Drei der Beschuldigten befinden sich in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl gegen den vierten Beschuldigten wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die Verteidiger prüfen derzeit die Anklage, berichtet die Mittelbayerische Zeitung.
Auslöser der Ermittlungen war die Aussage einer Zeugin. Ihr zufolge soll eine Pflegerin in einer Einrichtung in Furth im Wald der 93-jährigen Geschädigten im Dezember 2023 ohne ärztliche Anordnung Morphium verabreicht haben. Im Zuge der Ermittlungen ergab sich ein Zusammenhang mit den weiteren Verdachtsfällen eines vorsätzlichen Tötungsdeliktes.
Kirsten Gaede