Wie Pflegeheime durch den nächsten Hitzesommer kommen
Der nächste Sommer kommt bestimmt und mit ihm voraussichtlich wieder Hitzewellen und hohe Temperaturen. In Pflegeeinrichtungen bedeutet dies eine Belastung und bringt mitunter Angestellte und Betreute in gefährliche Situationen. Christian Schimmelpfennig (Foto), Geschäftsführer des Franziskusheims in Geilenkirchen in Nordrhein-Westfalen, gibt Tipps, wie sich Pflegeeinrichtungen auf diese heikle Phase des Jahres vorbereiten können.
Ab einer Temperatur von 32 Grad wird es schwierig, ab 38 kritisch: Die Gefahr einer Dehydrierung der gepflegten Menschen steigt, und auch das Pflegepersonal kommt bei den hohen Temperaturen ins Schwitzen. Eine heikle Phase im Jahr, der man aber mit einer entsprechenden Vorbereitung entgegentreten kann.
Wer noch keinen Hitzeschutzplan entwickelt hat, sollte das laut Christian Schimmelpfennig schleunigst tun, aber der Fachmann geht davon aus, dass die meisten Einrichtungen dies bereits in den vergangenen beiden Jahren taten und nun darauf aufbauen können, wenn sie funktionierten. Oder evaluieren, wo man vielleicht nachbessern muss.
Beispielsweise besteht sowohl für Personal als auch Gepflegte der Bedarf einer erhöhten Flüssigkeitsaufnahme. Die Patienten sollten mit ausreichend Flüssigkeit versorgt werden, zusätzlich mit mehr Obst und Gemüse. Damit aber auch die Betreuer ausreichend trinken, machen beispielsweise Wasserspender oder Sozialwasser Sinn, also kostenfreie und gekühlte Getränke für die Mitarbeiter. "Bei uns ist das seit langem gang und gäbe", sagt Schimmelpfennig. Er weiß aber auch, dass das nicht überall so ist.
Auch könne man dem Personal mit den hohen Temperaturen angepasster Arbeitskleidung entgegenkommen. Um die Angestellten nicht allzu sehr zu belasten, rät Schimmelpfennig auch zu verlängerten oder mehreren kürzeren Pausen und modifizierten Dienstplänen, "denn ich will in der ultrawarmen Phase meine Mitarbeiter nicht verheizen."
Gute Wärmedämmung im Sommer kontraproduktiv
Um es sowohl dem Personal als auch den Bewohnern während einer Hitzewelle angenehmer zu machen, sollte man die Innenräume abkühlen, was aber manchmal nach einer vorherigen energetischen Gebäudesanierung gar nicht so einfach ist. "Die Gebäude sind dann gut abgedämmt und halten die Wärme im Winter drin", sagt Schimmelpfennig. Im Sommer aber ist dieser Effekt kontraproduktiv, wie er erfahren hat: "Einmal aufgeheizt, kriegt man die Wärme schlecht raus."
Um das zu vermeiden, sollte gut gelüftet werden, aber nur zu den kühleren Tageszeiten am Morgen und am Abend. Auch helfen Abschattungen der Fenster, wie Jalousien oder vor den Fenstern angebrachte Rollläden. Reicht dies nicht aus, können mobile Klimageräte zum Einsatz kommen, um die Raumtemperatur abzusenken. Dies ist vor allem in den Räumen geboten, in denen Medikamente gelagert werden. In Bewohnerzimmern sollte im Falle einer Abdunklung aber noch zusätzlich künstliches Licht zum Einsatz kommen, da sonst die Sturzgefahr der Bewohner steigen kann. Gibt es im Außenbereich abgeschattete Bereiche, können manche Tätigkeiten auch ins Freie verlagert werden, wenn sich Innenräume über den Tag zu sehr aufgeheizt haben.
Wer noch keinen Hitzeschutzplan für seine Einrichtung entwickelt hat, findet bei Fachverbänden und den jeweiligen Landesgesundheitsministerien Musterschutzpläne, Schulungsmaterialien und hilfreiche Tipps im Umgang mit den Hitzewellen.
Christian Schimmelpfennig ist seit November 2021 Geschäftsführer der Franziskusheim-Gruppe, die an 13 Standorten in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen Pflegeeinrichtungen betreibt. Gemeinsam mit anderen Experten wie David Vogel von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e.V. führt er Workshops zum effektiven Hitzeschutz in der Pflege durch.
Sven Schneider