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15. November 2024 | 07:00 Uhr
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Warum es Zeit ist, dass Heime ihre Wände farbig streichen

Aus Furcht, bei irgendeinem Bewohner oder Angehörigen Missfallen zu erregen, entscheiden sich die meisten Heimleitungen für weiße Wandfarbe. Doch Marisa Möller, die für den Betreiber Brina in Düsseldorf die Einrichtung konzipiert und umsetzt, möchte Pflegeheimträger ermuntern, mehr Farbe zu wagen. Bei Brina, wo es fast nur farbige Wände gibt, reagieren die Senioren jedenfalls sehr positiv auf den in der Altenpflege noch recht ungewohnten Anstrich.

Farbige Wand iStock peterschreiber media.jpg

So grell muss es nicht sein. Es gibt inzwischen sehr nuancierte Farbtöne, die nicht einmal besonders teuer sind     

Marisa Möller ist überzeugt: Jedes Haus sollte eine Seele haben. Aber die bekommt es nicht, indem dort aus lauter Furcht anzuecken, alles genauso aussieht wie anderswo. "Es trägt fast immer zur Atmosphäre bei, wenn man Einrichtung neu denkt und sich etwas traut. Und das fängt bei der Wandfarbe an."

Im eigenen Wohnzimmer haben sich das in den vergangenen Jahren durchaus einige getraut, aber in Pflegeheimen herrscht nach wie vor weiß vor, nur gelegentlich ist ein wenig Gelb beigemischt. Sicherlich die im privaten Bereich besonders beliebten nuancenreichen Farben sind oft teuer. "Aber es spricht gar nichts dagegen, sich von den Farbpaletten – etwa von Farrow and Ball oder Sarah Lavoine und ihren ungewöhnlicheren Farbnormen inspirieren zu lassen. Es gibt inzwischen viele relativ günstigere Anbieter, die sie ähnlich nachmischen können, wenn man ihnen den gewünschten Farbton vorlegt", sagt Marisa Möller. 

Die Einrichtungsexpertin von Brina empfiehlt Heimleitungen, die unsicher sind, einfach einmal mit einer kleinen Fläche anzufangen – so halten sich auch die Kosten in Grenzen. "Obgleich die höheren Ausgaben sich lohnen, wenn man den Effekt bedenkt, den eine gut gewählte Wandfarbe hat. Ich würde eher empfehlen an anderer Stelle der Einrichtung zu sparen, etwa an großen Mengen seelenlosen Nippes", empfiehlt Möller. 

Wände in der Farbe Ochsenblut? Selbst das geht, wenn das Gesamtkonzept stimmt

Einfach mal anfangen: Möller hat einmal mit einem gewissen Vorbehalt eine Etage rosafarben streichen lassen. "Ich konnte es mir einfach noch nicht so gut vorstellen, weil ich Vorurteile hatte. Aber ich war positiv überrascht und wir haben zu der Farbe sogar Anfragen von Besuchern bekommen." 

Immer wieder gern erzählt Möller auch die Ochsenblut-Geschichte: Vor 15 Jahren als farbige Wände noch gar nicht Konjunktur hatten, hat sie für ein Pflegeheim in einem kleinen katholischen Ort für die Pflegezimmer die dunkle Farbe Ochsenblut gewählt. Eine gewagte Wahl. "Das verkraften die Bewohner nicht", wurde ihr gesagt. "Doch gerade die Männer haben es richtiggehend gefeiert, denn es hatte eine ganz besondere Atmosphäre, weil wir es auch noch mit dunklen Holztönen kombiniert haben. Dass zeigt: Wenn das Gesamtkonzept stimmt, schaffe ich immer einen Wohlfühlort."  

Kirsten Gaede

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