So beeindrucken Sie Pflegekräfte im Bewerbungsgespräch
Sicherlich, es gibt sie: Bewerber, die unvorbereitet, desinteressiert und unzuverlässig sind. Trotzdem lohnt es sich als Leitungskraft, stets alles zu geben. Denn gute Bewerber – und die möchte man schließlich für sich gewinnen – erwarten ein charmantes, konzentriertes und fachkundiges Gegenüber. Autorin Karla Kämmer (Foto) rät, gezielt Informationen aus der Bewerbung zu nutzen, sowie die Kandidaten nach Entwicklungswünschen und der Einschätzung fachlicher Themen zu befragen.
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Man kann es nicht oft genug sagen: Auch wenn Sie den ganzen Tag Bewerbungsgespräche führen – für den Bewerber darf es nie nach Massenabfertigung aussehen. Er hat sich extra auf den Weg gemacht, ist vielleicht von weit her angereist, aufgeregt und gut vorbereitet – da möchte er gewürdigt werden. Deshalb gilt eingangs immer, wie Karla Kämmer, Organisationsberaterin, Coach und gelernte Altenpflegerin, in ihrem Buch "Personalentwicklung: Von wertschätzender Haltung zu wertschöpfender Entwicklung“ schreibt:
- ein wenig Small Talk, um die Atmosphäre zu lockern (Fragen nach der Anfahrt zum Beispiel)
- Störungen vorbeugen
- Getränk anbieten
Dann können Sie überleiten: Über Ihr Unternehmen informieren, über die Inhalte der angebotenen Stelle, Entwicklungsmöglichkeiten und gern auch schon über Vergütung und soziale Leistungen.
Anschließend lassen Sie den Bewerber von sich erzählen, versuchen Sie ihm seine Motivation zu entlocken, klopfen Sie das Anforderungsprofil systematisch ab, bereiten Sie Fragen zur Kompetenz vor, indem sie die Bewerbung genau lesen. Mögliche Fragen:
- Was macht ihr besonderes Profil aus?
- Wo sehen Sie Ihre Stärken? (fragen Sie gern auch nach einem Beispiel, in welcher Situation sich die Stärke besonders gezeigt hat)
- Was begeistert Sie?
- Welche Entwicklungspotenziale sehen Sie bei sich?
- Warum halten Sie sich für die ausgeschriebene Stelle für geeignet?
Ein weiteres wichtiges Thema ist das, was Karla Kämmer "die soziale Passung“ nennt. Fragen, die sich anbieten, um darüber mehr vom Bewerber zu erfahren:
- In welchen Teams fühlen Sie sich wohl?
- Was ist Ihre Rolle in Teams?
- Welcher Typ sind Sie eher: Perfektionist, Generalist, Experte (für was)? Ein Manager für Notfälle und rasche Entscheidungen?
- Wie gehen Sie mit Konflikten um? Haben Sie es gern harmonisch? Sind Sie diplomatisch? (auch hier wäre es nicht schlecht, wenn der Bewerber ein Beispiel schildert)
- Verlassen Sie sich lieber auf sich selbst?
- Strengen Sie sich oft an? Wie gehen Sie mit Stress um?
Sprechen Sie zum Schluss am besten das Fachliche an. Dabei kann es um aktuelle Diskussionen gehen, etwa um den Bürokratieabbau, oder konkrete Ereignisse. Fallen Sie Ihrem Gegenüber nicht ins Wort, geben Sie Ihm genügend Raum, seine Kompetenz zu zeigen.
Mögliche Themen:
- zentrale Punkte aus den nationalen Expertenstandards
- Aspekte des Pflegeprozesses
- Elemente der Betreuung von Menschen mit Demenz
- Anforderungen an die Pflegedokumentation (MD-Grundsatzstellungnahme zur Pflegedokumentation)
- die neue Personalbemessung
- Die Rolle/Anforderungen der Pflegefachperson im Risikomanagement
- Transparenzkriterien
- Ethische Aspekte der Pflege, Palliative Care
- Aspekte der Gesetzgebung rund um die Pflege
Ermuntern Sie den Bewerber am Ende des Gesprächs, noch offene Fragen zu stellen, und bieten Sie ihm an, Sie bei weiteren Fragen anzurufen. Informieren Sie ihn auch über das weitere Vorgehen.
Es lohnt sich in jedem Fall, sich mit jedem Bewerber Mühe zu geben, auch wenn er vielleicht doch nicht der Passende ist. Karla Kämmer: "Ihre wertschätzende Haltung, die sich in dem Gespräch gezeigt hat, wird sich auszahlen. Sie unterstreicht das gute Image Ihres Hauses und kann Ihnen durch Mundpropaganda eventuell neue Bewerber verschaffen.“
Die Tipps sind dem Buch "Personalentwicklung: Von wertschätzender Haltung zu wertschöpfender Entwicklung" von Karla Kämmer entnommen. Das Buch hat 144 Seiten und kostet 12,95 Euro. Es kann direkt beim Schlütersche Verlag bestellt werden.
Kirsten Gaede