Mit dem "Schwesternjoker" die Leiharbeit eindämmen
Der Schwesternverband geht bei der Eindämmung von Leiharbeit eigene Wege. Statt der vielerorts üblichen Springerpools hat der gemeinnützige Betreiber von Pflegeeinrichtungen in rund 40 Städten einen eigenen Personaldienstleister gegründet. Der "Schwesternjoker" soll mit eigener Marke und eigener Leitung die Vorteile aus Zeitarbeit und Festanstellung kombinieren. Die Joker, wie die flexiblen Mitarbeiter heißen, bekommen mehr Geld, eigenes Auto und Handy.
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Der Schwesternverband mit seinen mehr als 4.000 Mitarbeitern bleibt vom Personalnotstand nicht verschont. Die Pflegebranche kämpfe mit einem nie dagewesenen Personalmangel, so die gemeinnützige Organisation, die schwerpunktmäßig in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland aktiv ist. Zeitarbeitsfirmen nutzten die schwierige Lage der Anbieter aus und vermittelten Personal zu doppelten Kosten. Die Träger bekämen jedoch keine übertariflichen Personalkosten von den Kassen refinanziert.
Projektleiterin kommt von Zeitarbeitsfirma
Thomas Dane, Vorstandschef des Schwesternverbands, begegnet dem Problem mit der Gründung eines eigenen, internen Personaldienstleisters, dem Schwesternjoker. Dafür hat er sich neue Kompetenz in die Zentrale geholt. Projektleiterin Alexa Cronauer arbeitete vor ihrem Wechsel zum Schwesternverband bei einer Zeitarbeitsfirma. Sie kenne den Markt und die Wünsche der Arbeitnehmer genau, sagt Dane. Zusammen mit ihr wurden die Details der Umsetzung und das Profil der Marke Schwesternjoker in kurzer Zeit intern erarbeitet und umgesetzt. Anfang 2023 ist das Projekt gestartet, derzeit werden die Teams in den Regionen aufgebaut.
Joker bekommen mehr Geld, Auto und Handy
Die Mitarbeiter des Schwesternjokers erhalten eine gesonderte Erschwerniszulage, die den häufigen Wechsel der Einsatzorte honorieren soll, außerdem einen Dienstwagen und ein Handy. Im Unterschied zur klassischen Zeitarbeit haben die Pflegekräfte eine Stammeinrichtung und sind in die Abläufe beim Schwesternverband eingearbeitet. "Das wird von beiden Seiten als sehr positiv wahrgenommen", erläutert Dane.
"Durch die flexible Einsatzplanung sowohl regional als auch überregional und durch das eigene Schwesternjoker-Auto, sind die Mitarbeiter maximal flexibel und können auch kurzfristig aushelfen", so den Schwesternverband-Chef. Dabei kommen sie nicht nur in stationären Pflegeeinrichtungen, sondern auch bei den ambulanten Diensten des Schwesternverbands zum Einsatz.
Schwesternjoker rechnet sich
Die Joker erhielten zwar einen etwas höheren Lohn, für den Träger rentiere sich das Modell dennoch. "Denn im Unterschied zur Zeitarbeit fallen weder gesonderte Verwaltungskosten noch Mehrwertsteuer und Gewinnmarge für den Personaldienstleister selbst an", rechnet Dane vor.
Einer der Joker ist Ramona Perkins. Sie unterstützt seit Anfang Juni in der Region Main-Tauber. Hier springt sie zwischen den Einrichtungen in der Region hin und her und hilft bei Personalengpässen aus. Ihr Dienstplan wird in Zusammenarbeit zwischen Einrichtungsleitung, Regionalleitung und Joker-Zentrale organisiert. Bislang arbeitete Perkins im Haus St. Josef in Königheim und im Haus an der Tauber in Creglingen. Nach ihrer internen Bewerbung ist sie nun der erste Joker in der Region.
Thomas Hartung