AWO finanziert behinderte Kollegin mit "Budget für Arbeit"
Im AWO-Wohnpark Pewsum in Ostfriesland arbeitet Michaela Bohne (Foto) seit April 2025 fest in der Hauswirtschaft – ermöglicht durch das "Budget für Arbeit". Der Lohnkostenzuschuss fördert sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse für Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Arbeitgeber erhalten einen Zuschuss von bis zu 75 Prozent. Die 35-Jährige hat ihren Weg in den Beruf über ein Praktikum gefunden. Für die Einrichtung ist das Modell eine Win-Win-Situation.

AWO Weser-Ems
Michaela Bohne arbeitet mithilfe des Teilhabe-Förderprogramms "Budget für Arbeit" in einem AWO-Wohnpark in Ostfriesland
"Bin ich froh, zum Team zu gehören – wie alle anderen auch“, sagt Bohne. Die 35-Jährige mit Behinderung arbeitet seit dem 1. April im AWO-Wohnpark Pewsum, offiziell angestellt, nach Tarif bezahlt, mit Urlaub und Sonderzahlungen wie alle anderen Kollegen auch. Doch ihr Weg dorthin war alles andere als selbstverständlich.
Im September des Vorjahres begann Bohne ein Praktikum in der Hauswirtschaft der Einrichtung – vermittelt durch einen Tipp aus dem AWO-Umfeld. Zuvor hatte sich ihre Jobsuche schwierig gestaltet. Die gelernte Hauswirtschafterin wollte raus aus den Werkstattangeboten, rein in den regulären Arbeitsmarkt. Mit Unterstützung des Integrationsfachdienstes der Ostfriesischen Beschäftigungs- und Wohnstätten GmbH (OBW) Emden konnte sie zunächst auf einem sogenannten Außenarbeitsplatz praktische Erfahrungen sammeln – und überzeugen.
"Spülmaschine einräumen, Puddings vorbereiten, mit älteren Leuten sprechen, Essen verteilen …", zählt Bohne ihre Lieblingstätigkeiten auf. "Ich komme sehr gerne hierher – die Bewohner sind alle nett, alles macht Spaß." Der Umgang mit alten Menschen war neu für sie, auch der Gedanke, dass hier Menschen sterben. Dennoch hat sie Freude an ihrer neuen Aufgabe.
Möglich gemacht hat den Einstieg das Budget für Arbeit – ein Instrument der Eingliederungshilfe, das Menschen mit Behinderung den Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt erleichtern soll. Arbeitgeber erhalten einen Lohnkostenzuschuss, oft bis zu 75 Prozent. Voraussetzung: Das Arbeitsverhältnis muss sozialversicherungspflichtig sein und der Grad der Behinderung mindestens 50 betragen. In Niedersachsen läuft die Förderung zwei Jahre, mit der Option auf Verlängerung.
Für die stellvertretende Pflegedienstleiterin Nina Janssen ein Gewinn auf beiden Seiten. "In erster Linie ist Michaela natürlich eine tolle Unterstützung unserer Mitarbeitenden", sagt sie. "Was wir über viele Jahre aber auch festgestellt haben, ist: Wie dankbar die Menschen sind, dass sie endlich im Leben angekommen sind und auch einen vernünftigen Job auf dem Arbeitsmarkt bekommen haben." Dieses Ankommen stärke ihr Selbstwertgefühl und wirke sich auf das ganze Team aus.
Bohne dokumentiert jeden Einsatz akribisch: "Jede Tischgestaltung wird fotografiert, jede Handlung in ein Notizbuch eingetragen." Ihr Integrationsbegleiter Joschka Leonhardt sieht darin viel Potenzial: "Sie ist sehr gewissenhaft und überaus detailverliebt." Die Fortschritte sind für ihn deutlich sichtbar: weniger Fragen, mehr Sicherheit, mehr Selbstständigkeit.
Auch Einrichtungsleiterin Martina Janeczek sieht den langfristigen Nutzen: "Wir haben individuelle Lösungen gefunden, um einen passgenauen Arbeitsplatz zu ermöglichen. Die gute Zusammenarbeit zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg", sagt Janeczek. "Klar, anfangs ist es ähnlich wie in einem Ausbildungsverhältnis schon deutlich mehr Arbeit – langfristig zahlt sich dieser Einsatz aber allemal aus." Dass andere Unternehmen die Möglichkeiten des Budgets für Arbeit scheuten, kann sie nicht nachvollziehen.