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3. September 2024 | 07:00 Uhr
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"Pflegedienste sollten ihre Konkurrenzgedanken ablegen"

Die Herausforderungen der ambulanten Pflege auf dem Land sind vielfältig: Lange Anfahrtswege, Fachkräftemangel und übertriebene Vorgaben zur Leistungserbringung belasten nicht nur die Pflegebedürftigen, sondern auch deren Familien. Um diese strukturellen Probleme zu lösen, müssen Politik und Pflegeeinrichtungen dringend handeln. Was sich ändern muss, erklärt Pflegeexpertin Anastasia Kirjanow (Foto) im Interview mit Care vor9.

Anastasia-Kirjanow

Anastasia Kirjanow leitet in Kruft im Landkreis Mayen-Koblenz den ambulanten Pflegedienst ZHP Pflege

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Frau Kirjanow, welche sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die ambulante Pflege auf dem Land?

Anastasia Kirjanow: Die Herausforderungen sind vielfältig. Besonders problematisch sind die langen Anfahrtswege und der Fachkräftemangel. Die Pflegekräfte müssen oft weite Strecken zurücklegen, um zu den Pflegebedürftigen zu gelangen. Das kostet nicht nur Zeit, sondern belastet auch die Pflegedienste finanziell, da die aktuellen Wegepauschalen nicht die tatsächlichen Kosten decken. Zudem führt der Mangel an Fachkräften dazu, dass die wenigen verfügbaren Pfleger stark überlastet sind.

Was könnte Ihrer Meinung nach getan werden, um diese Situation zu verbessern?

Es gibt mehrere Ansätze. Erstens sollten die Wegepauschalen überarbeitet werden. Eine Berechnung nach Kilometern oder Zeiteinheiten wäre deutlich fairer und würde die finanzielle Last für die Pflegedienste verringern. Zweitens müssen Pflegedienste enger zusammenarbeiten. Derzeit wählen die Pflegebedürftigen ihren Pflegedienst frei, was zu ineffizienten Doppelstrukturen führt. Eine bessere Koordination und Zusammenarbeit der Dienste könnte die Versorgung in ländlichen Gebieten erheblich verbessern.

Wie sehen Sie die Rolle der Telematik-Infrastruktur in diesem Kontext? Kann sie die Situation verbessern?

Die Telematik-Infrastruktur bietet großes Potenzial, den Informationsaustausch zwischen den Pflegediensten zu erleichtern und administrative Prozesse zu optimieren. Wenn die Pflegedienste digitale Werkzeuge nutzen, um sich besser abzustimmen, könnte das die Versorgung in abgelegenen Regionen stark verbessern. Es wäre möglich, effizienter zu planen, welcher Dienst in welcher Region tätig ist, und so die Versorgungsqualität insgesamt zu steigern.

Sie haben auch die Zulassungsregelungen für Pflegedienste angesprochen. Was müsste hier verändert werden?

Die derzeitigen Regelungen sind viel zu starr. Ein Pflegedienst darf nur in der Gemeinde tätig sein, in der er einen Standort hat. Das bedeutet, dass man für benachbarte Gemeinden separate Standorte und Verträge benötigt, was unnötig Kosten verursacht und das Personal belastet. Eine flexiblere Regelung, die es ermöglicht, von einem zentralen Standort aus mehrere Gemeinden zu versorgen, wäre viel effizienter und würde die Qualität der Pflege verbessern.

Was müsste Ihrer Meinung nach geschehen, um diese Reformen tatsächlich umzusetzen?

Es bedarf eines starken politischen Willens und eines besseren Verständnisses der spezifischen Herausforderungen in der ländlichen Pflege. Die Pflegedienste müssen finanziell unterstützt und administrativ entlastet werden, damit sie ihre Arbeit effizienter erledigen können. Gleichzeitig müssen die Pflegedienste selbst ihre Konkurrenzgedanken ablegen und bereit sein, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Nur so können wir sicherstellen, dass auch in ländlichen Regionen eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Pflege gewährleistet ist.

Zur Person: Anastasia Kirjanow leitet in Kruft im Landkreis Mayen-Koblenz den ambulanten Pflegedienst ZHP Pflege

Das Gespräch führte Pascal Brückmann

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