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23. Juli 2024 | 07:00 Uhr
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E-Rezept macht Pflegediensten deutlich mehr Arbeit

Das E-Rezept soll die Arzneimittelbelieferung vereinfachen. Doch in der professionellen Pflege bringt es mehr Aufwand. Tim Bogdan, Gründer des Medikationsdienstleisters Hellomed, hat zum E-Rezept mehr als 500 Gespräche mit Pflegediensten geführt, die über einen deutlich höheren Logistikaufwand und längere Wartezeiten klagen. Eine durchdachte Lösung von der Gematik fehle bislang und stehe erst 2026 auf der Agenda.

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Die verschiedenen Einlösewege für das E-Rezept bedeuten einen deutlichen Mehraufwand für Pflegedienste

Seit Anfang des Jahres ist das E-Rezept in Deutschland eingeführt. Es soll die Prozesse der Arzneimittelbelieferung eigentlich vereinfachen. Doch für die professionelle Versorgung von pflegebedürftigen Menschen mit komplexer Medikation sieht das anders aus, weiß Bogdan, Pflegeexperte im Netzwerk der Healthcare Shapers und Chef von Hellomed.

Ein Hauptproblem sei das Chaos aufgrund der verschiedenen Einlösewege, klagten die Pflegedienste in seiner Umfrage. Rezepte könnten auf der Chipkarte, als QR-Code in Papierform oder als klassisches rosa Rezept ausgestellt werden. Für Pflegedienste bedeute dies einen erhöhten Organisationsaufwand und Intransparenz bei der Abholung der Rezepte in Arztpraxen oder Apotheken.

Pflegedienste streichen Service oder nehmen Gebühren

Pflegekräfte müssten Chipkarten physisch transportieren, was zu vielen zusätzlichen Fahrten zwischen Patienten, Arztpraxen, Apotheken und Pflegediensten führe, sagt Bogdan. Auch die Wartezeiten bei Ärzten und Apotheken hätten sich verlängert, da Pflegepersonal oft in Warteschlangen steht und Chipkarten einlesen müsse. Fehlerhafte Übertragungen von E-Rezepten führten zudem zu Leerfahrten oder erforderten zusätzliche Besuche.

Die beschriebenen Belastungen führten zu einem deutlichen Mehraufwand, der bei ohnehin knappen Personalressourcen die wirtschaftliche Erbringung der Leistungen erschwere, so Bogdan. Einige Pflegedienste stellten ihre Leistungen rund um die Rezept- und Medikationsbeschaffung deshalb komplett ein oder würden zusätzliche Servicegebühren erheben.

App verwaltet Medikation automatisch

Die Gematik plant laut Bogdan den Use Case Pflege erst ab 2026 zu bearbeiten. Eine schnelle Lösung sei von dieser Seite daher nicht zu erwarten. Bogdan glaubt hier eine Marktlücke für sein Start-up gefunden zu haben und hat mit der Hellomed-App das E-Rezept-Problem angepackt. Mit diesem Tool können Pflegedienste den Medikationsplan sowie den Medikationsvorrat der Patienten webbasiert verwalten. Die Software fordert automatisch Rezepte bei Haus- und Fachärzten an und organisiert das Rezeptmanagement sowie die Arzneimittelbeschaffung zentral.

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