Azurit sieht generalistische Ausbildung als Erfolg
"Für die Auszubildenden ist dieses Modell sehr attraktiv, und darum sollte es uns in der Nachwuchsförderung ja auch gehen", sagt Sylvia Haase, die zentrale Ausbildungskoordinatorin der Azurit- und Hansa-Gruppe mit ihren 91 Einrichtungen zur generalistischen Ausbildung. Sie sieht die neue Ausbildung positiv, hat jedoch auch Verbesserungsvorschläge. Bedenken, dass Azubis von der Altenpflege ins Krankenhaus abwandern, hat sie nicht.
"Das größte Problem für unsere Ausbildungsbetriebe ist, dass die Auszubildenden nicht mehr kontinuierlich vor Ort sind", sagt Haase. Sie kritisiert vor allem die mangelnde Kommunikation zwischen verschiedenen Lernorten wie Krankenhaus, ambulantem Pflegedienst und Psychiatrie. Als Lösungsansatz schlägt Haase vor, die Pflegeschulen mit der Koordination der praktischen Einsätze zu beauftragen, womit sie bereits gute Erfahrungen gemacht habe. "Die Pflegeschulen haben ein viel größeres Netzwerk und können für eine ausgeglichene Besetzung der freien Stellen sorgen."
Junge Leute lernen Pflege als anspruchsvollen Beruf kennen
Grundsätzlich sieht Haase in der generalistischen Pflegeausbildung deutliche Vorteile, besonders in der Vielfalt der Erfahrungen, die die Auszubildenden in verschiedenen Sektoren sammeln können. "Die jungen Menschen kommen zu Beginn des dritten Jahres mit viel breiterem Wissen zu uns zurück", sagte sie. Die Generalistik mache den Pflegeberuf für junge Leute interessanter.
"Pflege hat ein Imageproblem", sagt Haase. "Wir müssen vermitteln, dass Pflege mehr ist, als alten Menschen beim Toilettengang zu helfen." Dabei können die Generalistik helfen. "Den ganzen Pflegeprozess zu planen, zu evaluieren und durchzuführen; Arztkontakte, Wundversorgung, Krankheiten verstehen und versorgen, Injektionen durchführen – das alles ist fachlich anspruchsvolle Arbeit."
Risiko der Abwanderung in anderen Sektor habe alle
"Natürlich ist auch das Risiko da, dass die Auszubildenden sich für eine andere Vertiefung als die Altenpflege entscheiden und nicht mehr wiederkommen", so Haase. Aber das gelte ja für alle Ausbildungsbetriebe gleichermaßen.
Die Rolle der Praxisanleiter hat sich laut Haase durch die neue Ausbildung deutlich gewandelt. "Wir haben jetzt drei Berufe in einem, das verändert natürlich total das Zeitpensum des Unterrichtsstoffes", sagt sie. Die Praxisanleiter müssen nun auch Theorie vermitteln und Lernziele besprechen. Eine gut strukturierte Ausbildung und Unterstützung durch die Praxisanleiter steigere die Motivation der Auszubildenden, im Beruf zu bleiben.