Kuratorium sieht Demokratie durch Pflegekrise gefährdet
Immer mehr Organisationen kritisieren ganz offen die Politik und der Ton wird schärfer. "Die Instabilität der Sozialsysteme gefährdet die Demokratie", warnt der Vorstandsvorsitzende des Kuratoriums Deutsche Altershilfe, Helmut Kneppe (Foto). Er verweist insbesondere auf die stark steigenden Kosten für Pflege, die existenzielle Angst der Menschen und wirft der Politik Untätigkeit vor.
"Angesichts der fundamentalen, sozialen Krisen in unserem wohlhabenden Land drängt sich die Frage auf: Wie glaubwürdig ist unser Sozialsystem noch – und damit verbunden unser System insgesamt?" Diese grundlegenden Fragen stellt Kneppe in einem Beitrag für den Evangelischen Pressedienst und argumentiert am Beispiel der steigenden Pflegekosten und den Folgen für die Betroffenen.
Die Folgen des demografischen Wandels seien seit Jahren bekannt und auch durchgerechnete Lösungen lägen auf dem Tisch. "Es fehlt nicht an Erkenntnis, es fehlt an Umsetzung", so Kneppe. "Hätten wir etwa die seit Jahren von Wissenschaftlern und der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, aber auch von den Koalitionsfraktionen SPD und Grüne geforderte Bürgerversicherung, müssten nicht Generationen um ihre Versorgung im Alter fürchten."
"Wenn man pflegebedürftig ist, konkretisiert sich die Angst vor Armut und Unterversorgung gerade für viele Betroffene", schreibt Kneppe. Jeder dritte Bewohner einer stationären Pflegeeinrichtung könne den Eigenanteil an den Pflegekosten aus der Rente nicht mehr bezahlen. Für viele bleibe nur die Sozialhilfe. Doch zuvor müsse das Familieneinkommen aufgebraucht werden. Das schaffe Frust.
"Dass und wie Angst, Wut, Ohnmachtsgefühle und instabile Sozialsysteme sich auf das Wahlverhalten auswirken können, ist erforscht", warnt Kneppe. "Die Polarisierungstendenzen in unserer Gesellschaft sind bereits besorgniserregend... Wer den gesellschaftlichen Wandel nicht sozial abfedert, gefährdet den Zusammenhalt. Menschen, die Angst und Ohnmacht spüren, sind anfälliger für einfache, extreme Lösungen."