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30. März 2023 | 07:00 Uhr Anzeige
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Geflüchtete in der Pflege Wundermittel oder Herkulesaufgabe?

Geflüchtete Menschen in Deutschland sind eine Bereicherung für den Pflegeberuf und verdienen eine stärkere Beachtung bei der Fachkräftesicherung. „Das Potenzial von Geflüchteten kann durchaus kleine Wunder bewirken und den Fachkräftemangel in der Pflege lindern. Gleichzeitig ist deren Einstieg in den Pflegeberuf oftmals erschwert durch Rahmenbedingungen, die dringend reformiert werden müssen“, betont Duniel Cardenas-Rodriguez von der Initiative Match.

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Geflüchtete Helen: „Was mir gefehlt hat? Eine echte Chance auf einen Job“  

Der unschlagbare Vorteil von Geflüchteten: Sie müssen nicht im Ausland angeworben werden, sie sind bereits hier vor Ort, so dass die Gesundheitseinrichtungen direkt mit ihnen arbeiten können. Diese Chance haben einige Gesundheitseinrichtungen bereits erkannt. So sind ukrainische Pflegekräfte im Universitätsklinikum in Schleswig-Holstein (UKSH) sehr begehrt. Hier sind bereits 35 Ukrainerinnen eingestellt, sechs von ihnen haben aktuell ihre Berufsanerkennung erhalten.

Hohes Bildungsniveau bei Pflegekräften aus der Ukraine

Dr. Annegret Goller, Integrationsbeauftragte Pflege der UKSH, weiß: „Pflegekräfte aus der Ukraine sind meist gut ausgebildet und hoch motiviert, wenn sie eine berufliche Perspektive eröffnet bekommen.“ Und das Potenzial ist groß: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geht von mehr als einer Million Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine aus, darunter 80 Prozent Frauen.In der Gesamtbetrachtung verfügen 72 Prozent über einen Hochschulabschluss. Darüber hinaus haben 244.000 Geflüchtete aus weiteren Krisenländern Erstanträge auf Asyl in 2022 gestellt, dies entspricht einem Zuwachs von 28 Prozent.

Auch der Malteser Hilfsdienst bereitet aktuell 19 ukrainische Pflegekräfte in Stuttgart und Konstanz mithilfe von Qualifizierungsmaßnahmen auf ihre Anerkennung als Pflegefachkraft in Deutschland vor, um sie in der ambulanten Pflege einzusetzen. Projektleiter Peter Kaiser sagt: „Durch dieses Projekt können wir den ukrainischen Pflegefachkräften in Deutschland die Möglichkeit bieten, ihrem erlernten Beruf nachzugehen. Gleichzeitig können wir den Fachkräftemangel in unseren Diensten abmildern.“

Einstieg in die Pflege erleichtern

Im Erfahrungsaustausch mit der Initiative Match haben Gesundheitsträger wie die UKSH und Malteser zusammen mit Bildungsanbietern und einem breiten Unterstützungsnetzwerk die Potentiale und Herausforderungen von qualifizierten und nichtqualifizierten Geflüchteten diskutiert. So erleben es die Unterstützer, dass der Einstieg von Geflüchteten in die Pflege oft schwer ist und ihre Belange wenig sichtbar sind. 

Häufig ist deren Anerkennungsprozess komplizierter als bei der strukturierten Anwerbung. Denn: Die Betroffenen mussten ihr Land unvorbereitet verlassen und die erforderlichen Nachweise fehlen. Außerdem berichten viele Geflüchtete immer wieder von Diskriminierung und Willkür, was ihre Integration erschwert. Auch Geflüchtete ohne pflegerische Vorqualifikation sind ein „Rohdiamant“, denen man den Weg in die Pflege ebnen kann.

Gemeinsam mit ihrem Netzwerk zeigt Match sechs Handlungsfelder auf mit dem Ziel, geflüchteten Menschen den Weg in die Pflege zu erleichtern:

  1. Es wird dringend ein vereinfachtes Anerkennungsverfahren für Geflüchtete aus Krisenländern benötigt. Beispielsweise sollten auch Kompetenznachweise durch Arbeitsproben ohne umfassende Zeugnisnachweise berücksichtigt werden.
  2. Die Beteiligten benötigen planbare Prozesse bei der Anerkennung und klare Aussagen zur erforderlichen Praktikumsdauer. Die derzeit stark individualisierte Prüfung der Anträge führt dazu, dass die Projektplanung in den Gesundheitsunternehmen äußerst schwierig ist, weil jeder Teilnehmende zu unterschiedlichen Zeiten aus dem Projekt ausscheiden und in den Beruf einsteigen wird.
  3. Match fordert leichte Einstiegswege für Geflüchtete ohne Vorqualifikationen. Eine aktive Unterstützung für Pflegeinteressierte mit der Möglichkeit zum „Spurwechsel“ vom Asylverfahren in die reguläre Ausbildung, eine stufenweise Qualifikation vom Pflegebasiskurs über die einjährige Ausbildung zur Pflegeassistenzkraft mit anschließend verkürzter Ausbildung zur Pflegefachkraft und ein fester Zeitrahmen zu behördlichen Prozessen könnten hierbei helfen.
  4. Es sollten schulische Pflegeausbildungen stärker gefördert werden. Dazu sollte für Teilnehmende an einer vollzeitschulischen Ausbildung im Bereich der Pflege das Schulgeld entfallen und Sachkosten gefördert werden.
  5. Im Zuge des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes sollten klare Anti-Diskriminierungs-Regelungen für internationale Pflegekräfte mit aufgenommen werden.
  6. Grundlegend ist, dass mehr Integrationskurse angeboten werden. Das Kursspektrum sollte ausgebaut werden, so dass lange Wartezeiten vermieden werden und die Integrationsarbeit früher beginnen kann.

Chance für die Gesellschaft

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„Durch verbesserte Rahmenbedingungen wird die Integration für Betroffene und die Kümmerer in den Unternehmen weniger zur Herkulesaufgabe, sondern das Potential von Geflüchteten in der Pflege kann sich entfalten“, bringt Duniel Cardenas-Rodriguez (Foto) von Match an. „Wir müssen uns bewusst machen, welchen Wert Geflüchtete in der Pflege für uns alle haben können. Die Integration von geflüchteten Menschen in die Pflege ist eine Chance für die Gesellschaft, die wir nutzen sollten.“

www.match-pflege.de

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